Komplotts, Morde und unaufgeklärte Fälle, die der FETÖ/PDY zugerechnet werden:
8. Dezember 2002 - Der Journalist Necip Hablemitoğlu wird vor seinem Haus am 8. Dezember 2002 erschossen aufgefunden. Hablemitoğlu war einer der ersten und entschiedensten Gegner Fethullah Gülens. Vor seinem Tod traf sich Hablemitoğlu mit Generalstaatsanwalt Nuh Mete Yüksel, der ein Haftbefehl gegen Fethullah Gülen erwirken wollte, jedoch mit einem plötzlich aufgetauchten Sexskandal von diesem Fall abgezogen wurde. Hablemitoğlu begann daraufhin mit Informationen von Yüksel ein Buch zu schreiben, der aufgrund des Todes nicht mehr erschien.
Quellen:
Cumhuriyet - 'Necip Hablemitoğlu suikastının azmettiricisi Fetullah Gülen' tespiti
22. Dezember 2003 - Der Chefredakteur der Türk Solu (auf Deutsch: Türkische Linke), Erkin Yurdakul, stirbt in Istanbul-Beyoğlu auf der Straße. Zuerst entsteht der Eindruck, Yurdakul habe Selbstmord begangen, indem er aus dem fünften Stock seiner Wohnung sprang. Yurdakul war für seine entschieden harten Kritiken gegenüber Fethullah Gülen und der Bewegung bekannt. Als an seine Stelle Gökçe Fırat antrat, änderte sich die Linie des Blattes radikal. Fırat wurde sogar zum entschiedenen Verfechter der Gülen-Bewegung, trat solidarisch auf die Seite der Bewegung in Zusammenhang mit der Tageszeitung Zaman oder der Schließung der Bank Asya. Erstmals wies der ehemalige Abgeordnete von Manisa, Dr. Selçuk Özdağ, auf die Verbindung von Gökçe Fırat zu hochrangigen Größen der Gülen-Bewegung, darunter Ekrem Dumanlı. Die Istanbuler Generalstaatsanwaltschaft erhob am 3. September 2016 Anklage gegen Gökçe Fırat in Zusammenhang mit der FETÖ/PDY.
Quellen:
Oda TV - O intihar dosyası yeniden açılacak mı... Konu FETÖ'nün Solcuları
5. Februar 2006 - Am 5. Februar 2006 wurde Andrea Santoro, ein römisch-katholischer Priester in der Türkei, in der Santa-Maria-Kirche in Trabzon von hinten erschossen, als er in der Kirche kniete und betete. Ein Zeuge hörte, wie der 16-jährige Täter „Allahu Akbar“ rief. Das Motiv des Angriffs ist bis heute nicht bekannt. Der Fall wurde neu aufgerollt, nach dem der damalige Polizeichef von Trabzon Ramazan Akyürek auch in Zusammenhang mit dem Mord an Hrant Dink festgenommen wurde. Ihm wird Beweisfälschung und Mitgliedschaft in der FETÖ vorgeworfen.
Quellen:
Milliyet - ‘Kayıp mont incelenmedi’
4. August 2006 - Hüseyin Başbilen wird einen Tag vor seinem Vortrag über das nationale Panzerprojekt der ASELSAN mit aufgeschnittener Kehle und Handgelenken in seinem Fahrzeug gefunden. Der digitale Speicher des Projekts konnte nicht gefunden werden. Hüseyin Başbilens Vater, Vehbi Başbilen, beschuldigte die FETÖ: „Ich sage es seit dem ersten Tag, FETÖ hat mein Kind getötet. Auch die CIA und ausländische Mächte sind beteiligt. Daran habe ich keine Sekunde gezweifelt. Als wir hörten, dass die in der Untersuchung beteiligten Namen FETÖ-Verdächtige sind, wuchs unsere Hoffnung auf Aufklärung des Mordes.“
Quellen:
TR Haber - ASELSAN mühendisi Hüseyin Başbilen'in eşi, cinayetle ilgili çok şey biliyordu
17. Januar 2007 - Halim Ünsem Ünal wird am 17. Januar 2007 mit einem Kopfschuss tot aufgefunden. Er arbeitete an der Modernisierung von F-16-Kampfflugzeugen in der Rüstungsfirma ASELSAN.
Quellen:
Milliyet - Sır intihar perdesi aralanıyor
19. Januar 2007 - In Istanbul wird am 19. Januar 2007 auf offener Straße erschossen. Der 16-jährige Ogün Samast wird als mutmaßlicher Täter in Samsun gefasst. Mit ihm werden zehn weitere Verdächtige festgenommen. In diesem Mordfall wie auch in einem Mordfall in Trabzon, führen die Spuren zu Ali Fuat Yılmazer, dem damaligen Polizeichef von Trabzon sowie Chef der nachrichtendienstlichen Abteilung der Polizei in Istanbul, der daraufhin verhaftet wird.
Als Ergebnis des Prozesses, der im Februar 2016 vor dem 14. Strafgerichtshof in Istanbul mit dem Vorwurf eingeleitet wurde, dass die „Fethullahistische Terrororganisation / Parallelstaatsstruktur“ eine Verschwörung u.a. gegen die „Selam Tevhid“ angezettelt habe, wurde Yılmazer zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Am 26. März 2021 wurde er im Rahmen des Hrant-Dink-Prozesses zu einer erschwerten lebenslangen Haftstrafe wegen „vorsätzlicher Tötung“ verurteilt.
Quellen:
Yeni Şafak - Yargıtay'dan Hrant Dink kararı
26. Januar 2007 - Evrim Yançeken wird am 26. Januar 2007 auf der Terrasse eines mehrstöckigen Hochhauses tot aufgefunden. Als Todesursache wird Selbstmord angegeben. Er soll aus dem sechsten Stock gesprungen sein. Yançeken war innerhalb der ASELSAN für die Abteilung Mikrowellen- und Systemtechnologien verantwortlich.
18. April 2007 - Am 18. April 2007 werden im Zirve-Verlag in der türkischen Großstadt Malatya der türkische Pastor Necati Aydın, der Christ Uğur Yüksel und der Deutsche Tilmann Geske, Angestellte des Bibel-Verlagshauses, von fünf radikalislamischen Tätern getötet. Die Tageszeitung Zaman berichtet, der Fall ziehe Kreise bis zur Ergenekon. Der Kronzeuge im Ergenekon-Prozess und Hauptbelastungszeuge İlker Çınar erklärt 2016, dass der Generalstaatsanwalt Zekeriya Öz den Fall manipuliert habe.
Quellen:
Cumhuriyet - Zirve Yayınevi katliamında FETÖ ayrıntısı
20. Juni 2007 - Die Verhaftung des Geschäftsmannes Kuddusî Okkır, dem vorgeworfen wurde, die Finanzen der sogenannten "Ergenekon" zu verwalten. Die Festnahme veranlasste der damalige Generalstaatsanwalt Zekeriya Öz.
Quellen:
Milliyet - Eşimi kumpasla katlettiler
7. Oktober 2007 - Burhanettin Volkan wird am 7. Oktober 2007 in einer Kaserne tot aufgefunden, wo er Wehrdienst leistete. Als Todesursache wurde Selbstmord angegeben. Volkan war einer der erfolgreichsten Softwareentwickler der ASELSAN. Der Vater des Ingenieurs, Mahmut Volkan, machte die FETÖ für den Tod seines Sohnes verantwortlich: „Mein Sohn verbrachte seine Schul- und Universitätszeit bei ihnen [Gülen-Bewegung] und wohnte in ihren Wohnheimen. Er begann sein Berufsleben nach dem Studium, aber die Organisation folgte meinem Sohn. Mein Sohn hatte einen Streit mit dieser Organisation und brach alle Verbindungen ab. Weniger als einen Monat später erhielt ich die Nachricht vom Tod meines Sohnes. Wir glauben, dass die FETÖ involviert ist.“
Quellen:
Yeni Şafak - ASELSAN mühendisinin ölümündeki şok detay ortaya çıktı
10. Mai 2008 - Zafer Oluk wird am 10. Mai 2008 durch einen Stromschlag während seines Wehrdienstes getötet, so die Todesursache. Er war in dem Team, dass die Software für die Leopard-Panzer überarbeitete.
25. Juli 2008 - Am 25. Juli 2008 wird der Mammut-Prozess unter dem Begriff "Ergenekon" von Generalstaatsanwälten Zekeriya Öz, Mehmet Ali Pekgüzel und Nihat Taşkın eröffnet. 86 Militärs, Akademikern sowie Politikern wird vorgeworfen mit den Codenamen Sarıkız, Ayışığı, Yakamoz und Eldiven Pläne zwischen 2003 und 2004 geschmiedet zu haben, um mit Waffengewalt die Regierung zu stürzen.
25. März 2009 - Muhsin Yazıcıoğlu, war Abgeordneter und Vorsitzender der Partei der Großen Einheit (BBP). Nach einer Wahlkampfveranstaltung für die Kommunalwahlen im März 2009 stürzte er zusammen mit fünf weiteren Insassen am 25. März 2009 mit einem Hubschrauber über einem unwegsamen Berggebiet ab. Am 27. März, nach etwa 47 Stunden Suchzeit, erreichten Rettungskräfte die stark verschneite Absturzstelle in der Provinz Kahramanmaraş und bargen in den Folgestunden die Leichen Yazıcıoğlus, des Piloten und der anderen Insassen. Die Absturzursache wurde bislang nicht eindeutig festgestellt.
Quellen:
Sözcü - Muhsin Yazıcıoğlu soruşturması sil baştan: FETÖ’cü savcılar delil toplama yerine delil karartmışlar
8. April 2009 - Das Tahşiyeciler-Komplott gegen Mehmet Doğan wird gestartet. Zwischen den Tahşiyeciler und der ebenfalls zur Nurculuk zählenden Gülen-Bewegung kommt es ab 2009 zu einem erheblichen Disput über die Frage des interreligiösen Dialogs, den die Tahşiyeciler ablehnen, und über die richtige Auslegung der Schriften Said Nursîs. Im April 2009 werden die Tahşiyeciler auf dem Gülen-nahen Sender Samanyolu TV mehrfach als gewaltbereite Organisation dargestellt. Auch Gülen persönlich bezeichnet die Tahşiyeciler in Videos als „Kräfte des Bösen“ und stellen sie in eine Reihe mit al-Qaida und der türkischen Hizbullah.
Die Staatsanwaltschaft Istanbul nimmt daraufhin Ermittlungen auf. Im Januar 2010 werden in 16 Provinzen Objekte durchsucht und 132 Personen festgenommen. Gegen 38 von ihnen wird Untersuchungshaft verhängt. Angeblich werden dabei Handgranaten sichergestellt. Zeitungsberichten zufolge lassen sich auf den Asservaten aber nur Fingerabdrücke von Polizeibeamten feststellen. Mehmet Doğan wurde nach 17-monatiger U-Haft freigelassen. In der türkischen Öffentlichkeit wurden die Exekutivmaßnahmen als das Werk Gülens aufgefasst. Am 14. Dezember 2014 nahm die türkische Polizei zahlreiche Personen fest, darunter auch Ekrem Dumanlı, Chefredakteur der Zaman und Hidayet Karaca, Vorstandsvorsitzender der Samanyolu A.Ş..
19. Dezember 2009 - Ein anonymer Anrufer warnt die Ankaraner Polizei vor einem Anschlag gegen den damaligen Parlamentsvorsitzenden Bülent Arınç. Die Polizei verhaftet am helligten Tag in der Nähe der Wohnung von Bülent Arınç, Oberst Erkan Yılmaz Büyükköprü sowie einen weiteren Soldaten der militärischen Spionageabwehr. Der Fall wird zum Politikum, Erdogan steht unter Druck. Im Zuge dessen setzt sich Erdogan trotz der Versicherungen des damaligen Generalstabschefs İlker Başbuğ, es gebe im Generalstabshauptquartier nichts, was mit Arınç zu tun hätte, hinweg und drängt Başbuğ dazu, den ermittelnden Generalstaatsanwälten den Zutritt zum sogenannten "Kosmischen Zimmer" zu ermöglichen. Dabei werden alle digitalen Speichermedien sowie Dokumente von den ermittelnden Richtern, Staatsanwälten wie Mustafa Bilgili, Kadir Kayan, Muharrem Köse, eingesehen, dürfen aber nicht aus dem Raum geschafft werden. Dennoch stellt sich später heraus, dass sehr viele Daten aus diesem Raum nach draußen gelangt und ins Ausland weitergeleitet wurden, darunter Listen von verdeckten Informanten oder Mitarbeitern des militärischen Nachrichtendienstes. Das genaue Ausmaß des Datendiebstahls ist nicht ersichtlich. Die weiteren Ermittlungen brachten ans Licht, dass die TÜBİTAK-Mitarbeiter (Türkische Anstalt für Wissenschaftliche und Technologische Forschung mit Sitz in Ankara) Burak Akoğuz und Ebubekir Yalçınkaya mit der Auswertung der digitalen Medien vertraut wurden und offensichtlich Daten aus dem „Kosmischen Zimmer“ schmuggeln konnten. Ein weiterer TÜBİTAK-Mitarbeiter soll die Kopien von Akoğuz und Yalçınkaya erhalten und in die USA gebracht haben. Es stellte sich auch heraus, dass die TÜBİTAK-Mitarbeiter Ünal Tatar, Burak Akoğuz und Ebubekir Yalçınkaya ByLock-Benutzer waren.
30. Januar 2010 - Am 30. Januar 2010 übergibt Mehmet Baransu, Reporter der Tageszeitung Taraf, einen Koffer mit Dokumenten an die Generalstaatsanwaltschaft in Istanbul-Beşiktaş. Damit beginnt eines der größten Komplotts, die zu einem Mammut-Prozess gegen 236 Angeklagte Militärs, Akademiker sowie Politiker und Journalisten führt und unter dem Namen Balyoz bekannt ist. Balyoz (türkisch für „Vorschlaghammer“) ist der Name eines Planes oder Planspiels der türkischen Streitkräfte, von denen in einem Artikel der Tageszeitung Taraf am 20. Januar 2010 von Mehmet Baransu, Yıldıray Oğur und Yasemin Çongar behauptet wurde, sie hätten das Ziel, die vom 18. November 2002 bis 14. März 2003 amtierende 58. Regierung der Republik Türkei zu stürzen. Der Plan soll im Stab der 1. Armee ausgearbeitet worden sein. Am 31. März 2015 wurden alle 236 Beschuldigten freigesprochen. Zuvor verwendete Beweise wurden für gefälscht befunden.
24. Februar 2010 - Marine-Kommodore Cem Aziz Çakmak wird im Rahmen der Balyoz-Untersuchung verhaftet. Am 18. Juni 2014 hob das türkische Verfassungsgericht die Balyoz-Urteile auf und entkräftete die Vorwürfe.
10. Februar 2010 - Sonderstaatsanwalt Fikret Seçen überreicht eine Anklageschrift gegen Oberst İbrahim Sezer sowie weitere 55 Militärangehörige der Marine auf dem Stützpunkt in Izmir. Seçen wirft den Angeklagten vor, kriminell Prostituierte aus dem Ausland beschafft und im Land ein illegales Gewerbe betrieben zu haben. Bei den anschließenden Durchsuchungen finden Ermittler digitale Speichermedien in der Wohnung von Sezer, in der Militärgeheimnisse sowie kritische Projekte gespeichert sind. Man wirft Sezer in diesem Zuge auch Spionage und Landesverrat vor. In späteren Ermittlungen, die der Landespolizeichef Hanefi Avcı bestätigt, offenbart sich, dass die FETÖ mit Hilfe von getreuen Beamten die Beweismittel raffiniert in die Wohnung geschmuggelt, die Vorwürfe wegen Prostitution oder anderen Delikten fingiert und damit eine Durchsuchung angestrengt hätten, um an die Beweismittel zu gelangen, die Wochen zuvor deponiert worden seien. Um den Fall medial breit zu treten, schaltete die FETÖ laut Erkenntnissen die Journalisten der "Zaman" Bayram Kaya, "Kanaltürk" Turan Görüryılmaz, "Taraf" Hüseyin Özay sowie Arzu Yıldız ein. Unterstützt wurde dieser Komplott von Emre Uslu, Mehmet Baransu, Önder Aytaç sowie İbrahim Öztürk.
6. Mai 2010 - Ein Sex-Video wird in sozialen Medien veröffentlicht, in der offenkundig der Vorsitzende der Partei CHP, Deniz Baykal, mit einer unbekannten Frau zu sehen ist. Der Skandal führt dazu, dass Baykal am 10. Mai vom Vorsitz zurücktritt. Laut Ermittlungen und einer Kronzeugenaussage, wurde u. a. Deniz Baykal illegal 17 Jahre abgehört. Ein Polizeibeamter sowie ein Mitarbeiter eines Schlüsseldienstes wurden verhaftet. Man geht davon aus, dass die nachrichtendienstliche Abteilung der Polizei in diesen Skandal teilweise verwickelt war.
2. Februar 2011 - Der Mord an Defne Joy Foster. Am 2. Februar 2011 starb sie in Caddebostan/Istanbul an den Folgen eines Asthmaanfalls in der Wohnung von Kerem Altan, dem Sohn des Journalisten Ahmet Altan. Die Aussage von Kerem Altan gegenüber der Polizei lautete wie folgt: „Ich haben Defne an der Bar angetroffen. Sie tanzte, als ich sie sah. Defne trank nicht viel Alkohol. Ich habe auch zwei Wodkas getrunken. Nachdem wir etwa 20 bis 30 Minuten lang Spaß gehabt hatte, gingen ich, Defne und zwei Freunde zusammen aus der Bar. Wir nahmen ein kommerzielles Taxi. Unterwegs brachten wir die zwei Freunde nach Hause. Defne und ich gingen gegen 04:00 Uhr zu meinem Haus in Göztepe. Wir saßen eine Weile da. Zwischen uns herrschte eine emotionale Intimität, aber es kam zu keinem Geschlechtsverkehr. Als es Defne schlechter ging, dachte ich, dass es an dem Getränk lag. Ich ging in ein Privatkrankenhaus, das zweihundert Meter vom Haus entfernt war. Es gab kein Personal im Krankenhaus. Die sagten zu mir, ich solle in ein anderes Krankenhaus gehen. Da war auch niemand da. Als ich in der Gegend keinen Arzt finden konnte, bat ich um einen Krankenwagen bei einer Gesundheitseinrichtung, bei der unsere Familie Mitglied ist.“ Die Familie Foster geht seitdem davon aus, dass die Gülen-Bewegung hinter diesem Fall steckt. Hintergrund ist, dass die Obduktion vom Gerichtsmediziner Haluk İnce vorgenommen wurde. İnce befindet sich seit August 2016 in Zusammenhang mit der FETÖ und einem Komplott gegen Dursun Çiçek, einem Marine-Oberst, in Haft.
11. März 2011 - Kaşif Kozinoğlu, hochrangiger Mitarbeiter des Nachrichtendienstes MIT für Auslandsspionage, wird wegen der Mitgliedschaft in der sogenannten Ergenekon sowie im Verfahren gegen die Oda TV, bei der die Journalisten Nedim Şener und Ahmet Şık ebenfalls angeklagt sind, am 11. März 2011 verhaftet. Kozinoğlu wird u. a. vorgeworfen, Geheimnisse an die Journalisten der Oda TV preisgegeben zu haben. Beide Journalisten, Nedim Şener und Ahmet Şık, arbeiteten u. a. an einem Buch über die Fethullah Gülen-Bewegung. Das Manuskript wurde bei den Verhaftungen der Journalisten beschlagnahmt. Am 13. November 2011 starb Kozinoğlu im Gefängnis an einem Herzinfarkt.
26. April 2011 - Vor den Wahlen werden Sex-Video oder kompromittierende Videos über Politiker und Abgeordnete der Partei MHP ins Internet hochgeladen. Im Zuge dessen treten zwei stellvertretende Parteivorsitzende zurück. Bis zum 21. Mai tauchen weitere Videos auf, woraufhin weitere 8 Parteimitglieder zurücktreten. Auch ein Video, der mutmaßlich Devlet Bahçeli zeigen soll, wird veröffentlicht, der sich aber nicht beirren lässt und am Vorsitz festhält. Laut bisherigen Erkenntnissen erhielt die nachrichtendienstliche Abteilung der Polizei in Ankara von zwei Richtern ab dem 16. Dezember 2010 die Erlaubnis, Devlet Bahçeli abzuhören.
18. Juni 2011 - Die Leiche von Haydar Meriç wird gefesselt aus dem Meer in Düzce geborgen. Am 31. Mai 2011 war er plötzlich verschwunden. Meriç wollte ein Bericht über Fethullah Gülen schreiben und wurde offensichtlich zuvor schon von der nachrichtendienstlichen Abteilung der Polizei observiert und abgehört. Offensichtlich versuchte die Dienststelle auch an das Manuskript zu gelangen, so die bisherigen Ermittlungsergebnisse, die sich auf eine Aussage eines Mitarbeiters dieser Abteilung namens Salih Döğenci stützen.
3. Juli 2011 - Mit einem Korruptionsvorwurf gegen den Vereinsvorsitzenden des Profi-Fußballclubs Fenerbahce, Aziz Yıldırım, soll Yıldırım gestürzt werden. Yıldırım und weitere Vereinsmitglieder werden verhaftet, wofür Generalstaatsanwalt Zekeriya Öz verantwortlich ist.
9. Dezember 2011 - Die Verhaftung von Ahmet Mahmut Ünlü, alias “Cübbeli Ahmet Hoca”. Ihm warfen die Ermittler vor, illegale Prostitution zu betreiben. Verantwortlich für die Ermittlungen sowie einer erzwungenen Zeugenaussage eines Marokkaners unter Gewaltandrohung war der damalige stellvertretende Polizeichef von Istanbul, Mutlu Ekizoğlu. Ekizoğlu leitete auch die Ermittlungen gegen die Oda TV sowie die Prozesse Şike, Ergenekon sowie Balyoz (Vorschlaghammer).
29. Januar 2012 - Hakan Öksüz stirbt bei einem Verkehrsunfall am 25. Januar 2012. Er arbeitete an Projekten der ASELSAN für mikroelektronische Führung und Elektrooptik. Seine Brieftasche und sein Telefon wurden nie gefunden.
7. Februar 2012 - Am 7. Februar 2012 erlässt Generalstaatsanwalt Sadrettin Sarıkaya Haftbefehle gegen Mitarbeiter des Nachrichtendienstes MIT, darunter dem Chef der MIT Hakan Fidan. Zu dieser Zeit ist auch ein Krankenhausaufenthalt des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan geplant, der operiert werden soll. Der Vorwurf gegen die MIT lautet, Geheimverhandlungen mit der Terrororganisation PKK in Oslo geführt zu haben, worüber die Tageszeitung Zaman breit und ausgiebig berichtet. Die Polizei umstellt das Gebäude der MIT, um den Haftbefehl zu vollziehen, kommt jedoch nichts ins Gebäude. Dem Zufall ist verdanken, dass die OP von Erdogan sich um Stunden verzögert und der Zugriff vom Ministerpräsidenten gestoppt wird. Am 18. Februar 2012 beschließt das Parlament eiligst ein Gesetz, womit die MIT juristisch nur verfolgt werden kann, wenn die Regierung zugestimmt hat. 2015 wird in diesem Zusammenhang u. a. der damalige Polizeichef Ali Fuat Yılmazer, Generalstaatsanwalt Muammer Akkaş sowie Sarıkaya verhaftet.
22. Februar 2012 - Das Selam Tevhid-Komplott gegen den türkischen Nachrichtendienst MIT wird bereits im Februar 2011 eingefädelt, um den Nachrichtendienst mit einer iranisch-islamistischen Gruppierung zu kompromittieren. Am 22. Februar 2012 tragen 54 Unterschriften von Staatsanwälten sowie Richtern eine Anklageschrift, in der Erdogan und die MIT mit involviert seien. Am 22. Juli 2014 wird der Fall zurückgezogen. Im Nachhinein werden 241 Personen von Richtern, Staatsanwälten und Polizeibeamten festgenommen. Ihnen wird Mitgliedschaft in der FETÖ vorgeworfen.
11. Mai 2013 - Am 11. Mai 2013 explodieren im Bezirk Reyhanlı in der Provinz Hatay zwei mit Bomben beladene Fahrzeuge. Insgesamt werden 52 Menschen getötet und 146 verletzt. Staatsanwalt Özcan Şişman konnte den Angriff trotz der ihm vom MIT übermittelten Informationen nicht verhindern, so der Vorwurf. Hinzu kommt, dass keines der 73 Kameras im gesamten Landkreis funktionierte. Şişman ist später auch für die MIT-Affäre verantwortlich.
1. Januar 2014 / 19. Januar 2014 - In Kırıkhan stoppt die Gendarmerie am 1. Januar LKW´s des türkischen Nachrichtendienstes MIT. Am 19. Januar wird in Ceyhan ebenfalls ein Konvoi von der Polizei gestoppt, die von der MIT überwacht wird. Laut dem damaligen Generalstaatsanwalt von Kırıkhan Yaşar Kavalcıoğlu, habe man nachrichtendienstliche Erkenntnisse gewonnen, wonach Waffen nach Syrien transportiert werden. Auf Anordnung des Generalstaatsanwaltes Özcan Şişman von Adana, wird im Rahmen des Terrorgesetzes der Zugriff freigegeben, die Konvois werden gestoppt. Die Aufdeckung von Waffenlieferungen an die Freie Syrische Armee (FSA) wird zum Politikum.
Der zivile Gülen-Imam Süleyman Gürbüz organisierte die Verschwörung gegen den MIT. Gürbüz soll zusammen mit Major Metin Küçük, Major Arif Danacı, Major Celil Yüzyil, Major Murat Bozkır, Oberleutnant Kadir Acar, Oberleutnant Reşat Durak, Oberleutnant Feyzullah Güven, Oberleutnant Muhammed Mert und Oberleutnant Yunus Yıldız die Informationen weitergegeben haben. Laut Ermittlungen führte Gürbüz insgesamt 3.607 Telefongespräche mit 11 Militärangehörigen, die auch die Lastwagen anhielten oder dafür verantworlich waren. Mit Gürbüz nutzten auch Generalstaatsanwalt Özcan Şişman sowie Aziz Takçı den verschlüsselten Nachrichten-App "ByLock". Gendarmerie-Kommandeur Hamza Celepoğlu war zu der Zeit für die Region zuständig. Am 15. Juni 2016 wurde Hamza Celepoğlu während des Putschversuchs per Dekret der Putschisten befördert.
24. Februar 2014 - Am 24. Februar 2014 wird eines der größten Abhörskandale aufgedeckt, der offensichtlich drei Jahre zuvor begonnen wurde. Das von der FETÖ durchdrungene Sicherheitsapparat stellte mit Phantom-Gruppierungen ein Bedrohungsszenario her, um damit Abhöraktionen genehmigen zu lassen. Abgehört worden sein sollen u. a. das Präsidialamt, Hakan Fidan, Juristen, Vereinsvorsitzende, Journalisten, Politiker wie auch Vertreter von NGO´s; offensichtlich über 7.000 Personen. Hauptverantwortliche für den Abhörskandal sollen Generalstaatsanwalt Adnan Çimen und Adem Özcan sein.
14. Dezember 2014 - Wegen Mitgliedschaft in der İBDA-C (Front der Vorkämpfer für den Islamischen Großen Osten) und versuchtem Terroranschlag wird Yakup Köse auf offener Straße verhaftet. Offenkundig wird Köse von der FETÖ diskreditiert und ihm Taten für die İBDA-C vorgeworfen, womit er lediglich mit 14 Jahren zu tun hatte. Zum Verhängnis wird ein Tweet von ihm gegen Fethullah Gülen. Noch am selben Tag greift ein Sondereinsatzkommando der Polizei zu und werfen ihm vor eine Sprengstoffweste mit sich zu führen. Zuvor war Salih Mirzabeyoğlu, der Vordenker der İBDA-C, mit fingierten Beweisen 1998 zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt worden. 2014 kommt Mirzabeyoğlu frei, als ein Kronzeuge auftritt, der sich als Killer von Mirzabeyoğlu kenntlich macht. Der Kronzeuge behauptet, von der FETÖ ins Gefängnis eingeschleust worden zu sein, um Mirzabeyoğlu zu töten. Er sei aber von dem Auftrag nicht mehr überzeugt gewesen, weil er Mirzabeyoğlu nicht als solchen kennengelernt habe, wie man es ihm vorgeworfen hätte. Mirzabeyoğlu wie auch andere Führer oder Vordenker islamischer Gemeinschaften, waren Fethullah Gülen ein Dorn im Auge.
16. Januar 2015 - Erdem Uğur stirbt an einer Gasvergiftung in seiner Wohnung am 16. Januar 2015. Uğur entwickelte für die ASELSAN Projekte im Zusammenhang mit Magnetfeldern.
19. Dezember 2016 - Der Attentat auf Andrei Gennadjewitsch Karlow. Bei einem Attentat am 19. Dezember 2016 in Ankara wurde der russische Botschafter in der Türkei, Andrei Gennadjewitsch Karlow, getötet. Beim Täter handelt es sich um den 22-jährigen Türken Mevlüt Mert Altıntaş, der seit zweieinhalb Jahren in einer Spezialeinheit der Polizei in Ankara und als Leibwächter des türkischen Präsidenten Erdogan tätig war. Im Zuge der Säuberungswelle nach dem gescheiterten Putschversuch soll Altıntaş ebenfalls entlassen worden sein, weil man ihm Verbindungen zu Gülen unterstellte. Altıntaş wurde jedoch wegen Mangel an Beweisen wieder eingestellt.
21. November 2017 - Kerem Parıldar springt laut Medienberichten am 21. November 2017 aus dem Fenster eines 14-stöckigen Gebäude und stirbt. Er arbeitete an Verteidigungssystemen für die ASELSAN.