Das Erdbeben in der Türkei und 50 Fake-Posts auf Social Media

Zu lesen in den Sprachen: GERMAN | TURKISH

Die Zahl der Menschen, die bei den beiden großen Erdbeben vom 6. Februar ums Leben kamen, ist auf über 36.000 angestiegen. Die Auswirkungen werden von Wissenschaftlern als „Katastrophe des Jahrhunderts“ bezeichnet. Begleitet werden die verheerenden Auswirkungen von Fake-Posts auf Social Media-Kanälen.

Seit einer Woche ziehen Such- und Rettungsteams lebende Menschen aus den Trümmern. Der Staat mobilisierte entlang der 400 Kilometer langen und bis zu 200 Kilometer breiten Schneise der Verwüstung sämtliche Kräfte, um die Auswirkungen zu minimalisieren.

Nichtregierungsorganisationen und die türkische Nation sind vorbildlich dabei, sich mit den Opfern zu solidarisieren, ihr Schmerz mit der Welt zu teilen. Auf der anderen Seite schalteten sich einige Politiker, Journalisten und organisierte Strukturen, Trolle sowie ihnen nahestehende Netzwerke ein, um diese Katastrophe in der Wahrnehmung der Menschen verzerrt darzustellen, für ihre politischen Interessen umzumünzen.

Bereits kurz nach dem Doppelbeben fingen sie an, über Social Media Fakes zu verbreiten, Lügen in die Welt zu setzen. Dieselben Lügen wurden von Journalisten bekannter TV Fernsehsender aufgegriffen und weiter verbreitet.

Die am meisten geteilten 50 Lügen

Hier sind die 50 Lügen, die man geteilt hat:

1.) Die türkischen Streitkräfte TSK griffen nicht in die Such- und Rettungsbemühungen im Katastrophengebiet ein.

2.) Die ersten, die aus den Trümmern geborgen oder gerettet wurden, waren AKP-Mitglieder.

3.) Wo Aleviten leben, da wird keine Hilfe geleistet.

4.) Es gibt keine Such- und Rettungsmaßnahmen.

5.) Das regionale Blutspende-Zentrum des Roten Halbmonds in Malatya wurde vollständig zerstört.

6.) Die Patienten des privaten Alten- und Pflegeheims Güvenim in Malatya sitzen auf der Straße.

7.) In Sakarya ereignete sich ein Erdbeben der Stärke 5,5.

8.) Der Flughafen Adana wurde für Flüge geschlossen.

9.) AFAD gab bekannt, dass am Abend ein Erdbeben der Stärke 8,5 erwartet wird.

10.) Innerhalb einer Stunde wird es in Samsun ein Erdbeben der Stärke 6,3 geben.

11.) Ein Staudamm in Hatay ist durchgebrochen.

12.) Ein Berg in Kahramanmaraş speit Lava.

13.) Ein Erdbeben mit einer Stärke von 8,5 wird in Kahramanmaraş erwartet, weil eine weitere Verwerfungslinie angestoßen wurde.

14.) Es werden keine Soldaten in das Erdbebengebiet geschickt.

15.) Die türkische Anstalt für Wissenschaftliche und technologische Forschung TÜBITAK lehnte ein Projekt im Zusammenhang mit der Erdbebenzone ab.

16.) Das durch das Erdbeben beschädigte Stadtkrankenhaus in Mersin wird evakuiert.

17.) Es gibt Risse im Atatürk-Staudamm.

18.) Ein syrischer Flüchtling hat das Telefon des Feuerwehrmanns gestohlen.

19.) Terroristen haben über die Grenzgemeinde Samandağ Hatay erreicht und werden aktiv.

20.) In Şanlıurfa werden Kinder entführt.

21.) Ein Afghane schneidet den Leichen die Hände ab, um an Gold-Armreife zu kommen.

22.) Abgelehnte Spenden von Fleecepullovern, weil auf diesen das Logo eines Bier-Produzenten prangert.

23.) Syrische Flüchtlinge plünderten eine Spendenladung eines LKWs des Fußballvereins Fenerbahçe.

24.) In Mersin werden in einem Wohnheim Studentinnen von syrischen Männern belästigt.

25.) AFAD bringt keine Hilfe in das Erdbebengebiet.

26.) In Ankara wenden einige Menschen Gewalt gegen Kinder an, die sie aus dem Erdbebengebiet mit nach Hause genommen haben.

27.) AFAD verweigert Hilfen in Provinzen, in denen arabische, alevitische und kurdische Bevölkerungsgruppen konzentriert sind.

28.) Das Erdbeben in Kahramanmaraş wurde durch die 6.000 Meter tiefe Bohrung verursacht, die von einer US-Ölbohrfirma erstellt wurde.

29.) Unbemannte Drohnen wurden nicht in der Erdbebenzone eingesetzt.

30.) Die Unterlagen der Bauaufsichtsbehörde in Hatay werden vernichtet.

31.) Einige Mauern an der türkisch-syrischen Grenze wurden abgerissen, kriminelle Banden dringen über das Grenzgebiet in die Türkei ein.

32.) Ein nach Mersin geschickter Tanker wurde vom türkischen Kartellamt blockiert.

33.) Erdbebenhilfe kam nicht aus arabischen Ländern.

34.) Nicht identifizierte Leichen sind in den offiziellen Todeszahlen nicht berücksichtigt.

35.) In Antakya werden Opfer mit Nummern, anstelle mit ihren Namen beerdigt.

36.) Staatsanwaltliche Ermittlungen werden aufgenommen, ehe Erdbebenopfern geholfen wird.

37.) Die Leichen können nicht beerdigt werden, weil Staatsanwälte und Gerichtsmediziner ihre Arbeitszeiten einhalten und pünktlich ihre Arbeit beenden.

38.) Fahrzeuge und Ausrüstungen, die im Erdbebengebiet eingesetzt werden sollen, werden an der Grenze zurückgehalten, da Zollgebühren erhoben werden.

39.) Baumaschinen, die in das Katastrophengebiet geschickt wurden, stehen ungenutzt da.

40.) Das Such- und Rettungsteam aus Israel hat ihre Arbeit pausiert.

41.) Der Flughafen von Hatay wird von der Stadtverwaltung von Ankara repariert.

42.) Der Provinzgouverneur versucht, die Stadtverwaltung von Istanbul aus Hatay herauszuhalten.

43.) Die Spenden der HDP-geführten Stadtgemeinden wurden beschlagnahmt.

44.) Während das österreichische Rettungsteam ein Kind retten wollte, kam das türkische Rettungsteam mit Kameras im Schlepptau, um die Rettungsmission zu beenden.

45.) Nach dem Erdbeben in Düzce vom 23. November 2022 führten Lehrer und Imame die Schadensbegutachtung durch.

46.) Das taiwanesische Such- und Rettungsteam wurde belästigt und bedrängt.

47.) In Hatay wurden keine Zelte verteilt.

48.) Ein Plünderer wurde im Erdbebengebiet an einem Lichtmast festgebunden.

49.) Wir können unsere Angehörigen nicht auffinden, weil Baggerfahrer die Handys der Leichname stehlen.

50.) AFAD hat einen dringenden Appell an Freiwillige gerichtet.

Die Fake-Meldungen reißen nicht ab...

Ziel ist es, das Vertrauen der Gesellschaft in sich selbst und den Staat zu untergraben, einzelne Menschen einsam und hilflos fühlen zu lassen und durch zunehmende soziale Traumata Massenchaos zu verursachen. Einerseits kämpft das Präsidium für Kommunikation und Information gegen Falschmeldungen, andererseits kämpft die Abteilung der Polizei für Sicherheits- und Cyberkriminalität gegen Fake-Nachrichten. Bisher wurden 362 Accounts auf Social Media-Kanälen identifiziert, die solche Beiträge erstellt oder geteilt haben. 12 Personen wurden in diesem Zusammenhang festgenommen.

Weder diesen Schmerz, den wir erlebt haben, noch diejenigen, die diese Lügen erzählt haben, dürfen wir vergessen und sollten daraus eine Lehre ziehen.