Der türkische Verteidigungsminister trifft sich derzeit in der Einsatzführung des Heeres mit den Generälen des Heeres, der Luftwaffe sowie der Marine. Experten sind sich sicher, dass eine Bodenoffensive bevorsteht.
Verteidigungsminister Hulusi Akar trifft sich zur Stunde mit Generalstabschef Yaşar Güler, dem Heereskommandeur Musa Avsever, dem Luftwaffen-General Atilla Gülan sowie dem Marine-Admiral Ercüment Tatlıoğlu in Ankara.
Experten gehen davon aus, dass die Wahl des Treffpunkts, die seit Sonntagabend anhaltenden Luftschläge in Nordsyrien gegen Stellungen der Terrororganisation YPG sowie die Statements des Präsidenten starke Indizien für eine Bodenoffensive sind.
Letzten Militäroperationen in Nordsyrien begannen genauso
Dafür spricht, dass das Treffen diesmal statt im Koordinierungszentrum der Luftwaffe, nun in der Heeres-Einsatzführung stattfindet. Ein weiteres starkes Indiz dafür sind die anhaltenden massiven Angriffe der Luftwaffe mit Unterstützung der entlang der Grenze stationierten Panzerhaubitzen.
Laut türkischen Experten wurden die letzten vier Militäroperationen der Türkei im Norden von Syrien mit massiven Luftschlägen angeführt, erst danach setzten sich Bodentruppen in Marsch. Darüber hinaus steht auch nach Ansicht von sicherheitspolitischen Experten aus den Reihen der Regierungskoalition und der Opposition die Regierung aufgrund der letzten Vorkommnisse unter wachsendem Druck, die Bodenoffensive zu starten.
Erdoğan: Wir fragen nicht, wir tun es
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan erklärte zwar am Montag, man werde bei Bedarf es nicht nur bei Luftschlägen belassen. Erdoğan sagte, man werde erst einmal in Erwägung ziehen müssen, mit welchen Kräften man die Bodenoffensive beginnen kann. Experten sind der Ansicht, dass die nächste Operation nur von geringen, dafür aber schlagkräftigen Kräften der Freien Syrischen Armee (FSA) unterstützt wird.
Zuletzt hatte Erdoğan erklärt, dass die Türkei von niemanden abhängig sei, um eine Operation zu beginnen. Man frage nicht, man mache es einfach:
„Wir haben keine Gespräche mit Biden oder Putin über diese Operation geführt. Aber sowohl Biden als auch Putin wissen bereits, dass wir solche Schritte in dieser Region jederzeit unternehmen können. Wir sagen immer, wir können eines Nachts plötzlich kommen. In Fragen der Sicherheit des Landes bitten wir nicht um Erlaubnis. Wenn wir einen Schritt machen, entscheiden wir uns dafür und gehen diesen Schritt auch. Die USA werden es auch bald erfahren, von uns selbst und wir werden im nächsten Schritt entschiedenere Operationen in Erwägung ziehen."
Tokmakoğlu: Es geht um weitaus größeres
Laut Gürsel Tokmakoğlu, einem ehemaligen Offizier der Generalstabsführung und Autor verfolgt die Türkei einen weitaus größeren Plan im Kampf um mehr Sicherheit und territoriale Einheit in Zusammenhang mit Syrien. Es geht im Prinzip darum, die territoriale Integrität und Stabilität Syriens wiederherzustellen und dies entgegen der westlichen Hemisphäre und Terrororganisationen, einschließlich der YPG/PKK.
Opposition steht hinter Bodenoffensive
In einer Fraktionsrede und vor der Presse erklärte der Sprecher und stellvertretende Vorsitzende der größten Oppositionspartei CHP, Faik Öztrak, dass die Türkei das Recht und die Pflicht habe, sich gegen Terrorismus zur Wehr zu setzen. Man unterstütze die türkische Armee im Kampf gegen Terrorismus, weil sie eine Parlamentsarmee sei, eine Armee der Türkei, die Armee aller, ungeachtet parteipolitischer Auseinandersetzungen, so Öztrak.
Schweden hui, Deutschland pfui, Frankreich so lala
Während die Bundesregierung die jüngsten Luftschläge der türkischen Streitkräfte verurteilt hat und zu Zurückhaltung aufrief, erklärte der schwedische Außenminister Tobias Billström, dass die Türkei das Recht habe sich zu schützen. Schwedische Medien titelten, Billström wolle die Offensive der Türkei gegen Syrien und den Irak weiterhin nicht kritisieren. Laut schwedischen Medien glaubt Billström, dass die Türkei sich schützen kann, gleichzeitig aber "wichtig ist, zivile Opfer zu vermeiden". Die Türkei sei ein Staat, der Terroranschlägen ausgesetzt sei, und alle Staaten hätten das Recht, sich zu verteidigen, erklärte Billström während einer internationalen Geberkonferenz in Paris.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hielt sich bei der Kritik in Zusammenhang mit den Luftschlägen diesmal zurück. Macron zufolge sehe man die Türkei nicht das erste Mal ein anderes Land angreifen. Jedes Mal habe man die Besorgnis darüber ausgesprochen. Man verstehe zwar die Bedenken der Türkei, aber die Lösung sei das nicht, so Macron.