Laut deutschen Medienberichten, die sich auf Reuters berufen, hat die Türkei ihren Import von russischem Öl in diesem Jahr mehr als verdoppelt.
Das geht aus Daten des Finanzdienstleisters Refinitiv hervor, schreiben deutsche Medien. Damit haben sich die Öleinfuhren der Türkei von durchschnittlich 98.000 Barrel im gleichen Zeitraum des Vorjahres auf mehr als 200.000 Barrel verdoppelt.
Refinitiv zufolge verarbeiteten die türkischen Raffinerien dabei vermehrt russisches Öl der Sorten Urals und Siberian Light.
Die Schlagzeilen in Deutschland sind aber mehr Schein als Sein. Bei rund 200.000 Barrel Erdöl zum Vergleichszeitraum sprechen wir von umgerechnet 32.000 Kubikmeter; das sind ca. 37.135 Tonnen russisches Erdöl, die die Türkei jetzt pro Tag zusätzlich importiert hat.
2021 verbrauchte die Türkei laut Statistiken insgesamt 44,6 Millionen Tonnen Erdöl. Die 98.000 zusätzlichen Barrel sind damit weniger als 1 Prozent des Erdölverbrauchs. Anders gesagt: 98.000 Barrel Erdöl, die im Vergleichszeitraum zusätzlich in der Türkei angekommen sein sollen, können von einem einzigen kleinen Tanker aufgenommen und transportiert werden. Der größte jemals gebaute Öltanker, die Jahre Viking, konnte 652.000 Kubikmeter Rohöl laden.
Die Türkei importierte das meiste Erdöl (Rohöl) im Jahre 2021 aus dem Irak mit 1,2 Millionen Tonnen, gefolgt von Russland mit knapp 0,97 Millionen Tonnen und Kasachstan mit 0,59 Millionen Tonnen.
Im Vergleich dazu: Im April 2022 importierte allein Deutschland rund 2,6 Millionen Tonnen Erdöl aus Russland. Das waren am Tag rund 87.000 Tonnen. Im europäischen Vergleich ist Deutschland damit der zweitgrößte Importeur von russischem Öl – die Niederlande importierte im gleichen Monat rund 2,7 Millionen Tonnen.