Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat nach der Anhebung im Juni, ihre Wachstumsprognose für die Türkei erneut nach oben korrigiert.
Damit hat die OECD ihre Wachstumsprognose für die türkische Wirtschaft für das Jahr 2022 von zuvor 3,7 Prozent auf 5,4 Prozent angehoben. Bereits im Juni hatte die OECD die Prognosen für das Land von 3,3 Prozent auf 3,7 Prozent angehoben.
Die OECD folgt damit mehreren internationalen Finanzorganisationen, die ihre Prognosen für die Türkei ebenfalls nach oben korrigiert haben, nachdem im zweiten Quartal das Wachstum stärker als erwartet ausgefallen ist. Die OECD hatte bislang ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum im Jahr 2023 bei 3 Prozent angesetzt.
Die türkische Wirtschaft wuchs im zweiten Quartal aufgrund der starken Inlandsnachfrage und der Exporte um 7,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und damit stärker als erwartet. Diese Wachstumsrate hat die Türkei zum zweitschnellsten wachsende Wirtschaft in der G-20 katapultiert.
Die OECD korrigierte auch ihre Prognose für die Inflation in der Türkei nach unten und erwartet nun, dass sie Ende 2022 bei 71 Prozent liegen wird. Der jährliche Verbraucherpreisindex (VPI) stieg im August jedoch auf über 80 Prozent und erreichte damit einen neuen 24-Jahres-Höchststand.
Laut der OECD wird die Weltwirtschaft im nächsten Jahr durch die Auswirkungen des russischen Krieges in der Ukraine stärker belastet werden als bisher prognostiziert. In dem Bericht mit dem Titel „Paying the price of war“ stellt die OECD fest, dass der Konflikt den Inflationsdruck verschärft habe, während die Lebenshaltungskosten ohnehin schnell steigen. „Eine Reihe von Indikatoren hat sich verschlechtert, und die globalen Wachstumsaussichten haben sich eingetrübt“, so die OECD in ihrem Bericht weiter.
Die Organisation ist besonders pessimistisch, was die Aussichten in Europa betrifft – der Wirtschaft, die am unmittelbarsten von den Auswirkungen des russischen Krieges in der Ukraine betroffen ist. Die weltweite Wirtschaftsleistung wird im nächsten Jahr voraussichtlich um 2,8 Billionen Dollar niedriger ausfallen als von der OECD vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine prognostiziert.
„Die Weltwirtschaft hat nach dem unprovozierten, ungerechtfertigten und illegalen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine an Schwung verloren. Das BIP-Wachstum ist in vielen Volkswirtschaften ins Stocken geraten, und die Wirtschaftsindikatoren deuten auf eine anhaltende Abschwächung hin“, erklärte OECD-Generalsekretär Mathias Cormann in einer Erklärung.
Die OECD geht davon aus, dass sich das Wirtschaftswachstum in der Eurozone von 3,1 Prozent in diesem Jahr auf nur noch 0,3 Prozent im Jahr 2023 verlangsamen wird, was bedeutet, dass der 19 Nationen umfassende gemeinsame Währungsblock zumindest einen Teil des Jahres in einer Rezession verbringen wird, die als zwei aufeinanderfolgende Quartale der Schrumpfung definiert ist.
Dies ist eine drastische Verschlechterung gegenüber der letzten OECD-Wirtschaftsprognose vom Juni, in der für die Eurozone ein Wirtschaftswachstum von 1,6 Prozent für das kommende Jahr vorhergesagt wurde.
Besonders pessimistisch äußerte sich die OECD über die vom russischen Gas abhängige deutsche Wirtschaft und prognostizierte für das kommende Jahr einen Rückgang um 0,7 Prozent, während sie im Juni noch von einem Wachstum von 1,7 Prozent ausgegangen war.