Nach einer spektakulären Razzia in der größten türkischen Metropole Istanbul am 19. März 2025, ermittelt die Generalstaatsanwaltschaft wegen Korruptionsverdacht nun auch in der ägäischen Küstenmetropole Izmir - gegen einen weiteren ehemaligen OB der Oppositionspartei CHP. Kommt jetzt nach „Free Ekrem!“ nun „Free Tunç!“?
Jetzt mal ernsthaft: Inzwischen ist die Zahl derer, die seit dem 19. März in Zusammenhang mit der Korruptionsaffäre des ehemaligen Istanbuler Oberbürgermeisters Ekrem İmamoğlu (CHP) verhaftet und sich von der Kronzeugenregelung vom Gericht Strafmilderung erhoffen, auf 34 gestiegen - Tendenz steigend! Von den unzähligen Geschädigten und Genossen, die İmamoğlu ebenfalls belasten oder Anzeige erstattet haben, sprechen wir schon gar nicht mehr. İmamoğlu hat es deshalb mit „Rädelsführer einer kriminellen Vereinigung“, „Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung“, „Erpressung“, „Bestechung“, „schwerer Betrug“, „unrechtmäßige Beschaffung personenbezogener Daten“ und „Manipulation von Ausschreibungsverfahren“ zu tun. Das ist doch schon ziemlich viel, nicht wahr?
Jetzt die nächste Hiobsbotschaft: Am vergangenen Dienstag dann die nächste spektakuläre Razzia, bei der insgesamt 157 festgenommen wurden. Diesmal in der Perle der Ägäis, der Metropole Izmir, die wie Istanbul von der oppositionellen Partei CHP geführt wird. Besonders pikant daran: Neben 469 Geschädigten aus dem Großraum Izmir und nahen Gemeinden, denen virtuell Sozialwohnungen verkauft, aber keine Schlüssel übergeben wurden, zeigte diesmal auch der gegenwärtige Oberbürgermeister der Stadt Izmir, Cemil Tugay (CHP), sein stadteigenes Betonwerk IZBETON und weitere Unternehmen unter dem Dach der Stadt Izmir an. Demnach sollen während der Ära des ehemaligen Oberbürgermeisters, Tunç Soyer (CHP), öffentliche Gelder unrechtmäßig verwendet worden sein. Es geht laut der Generalstaatsanwaltschaft von Izmir um einen bislang unbezifferten Milliardenschaden. Dem Tugay brannte es nach der Amtsübernahme offenbar unter den Fingern, weshalb er Strafanzeige stellte.
Die Generalstaatsanwaltschaft in Izmir bestätigte inzwischen die Vorwürfe: „Auf Grundlage des „Berichts des Rechnungshofs“, des „Berichts des Finanzinspektoren“, der „Expertenberichte“ und im Rahmen der unter der Koordination der Generalstaatsanwaltschaft von Izmir durchgeführten Ermittlungen wurde Korruption bei der Stadtverwaltung Izmir, der IZBETON und ihren Subunternehmern aufgedeckt.“ Na sieh mal einer an... derselbe Bockmist wie in Istanbul!
Unter den in Polizeigewahrsam genommenen Personen befinden sich der ehemalige OB von Izmir, Tunç Soyer, der CHP-Parteivorsitzende von Izmir, Şenol Aslanoğlu, der ehemalige Geschäftsführer des städtischen Unternehmens İZBETON, Heval Savaş Kaya, der Geschäftsführer der İZSU, Gürkan Erdoğan, der ehemalige Generalsekretär Barış… und so weiter und so fort... Wieder ein Syndikat, wieder eine organisierte kriminelle Struktur!
Wieder ist es ein Bürgermeister, der von der CHP kommt. Und auch hier erfasst der Korruptionsskandal weitere Gemeinden im und um den städtischen Großraum, wieder geführt von der CHP. Wieder wird der Vorwurf laut, es sei eine kriminelle Organisation, wieder eine Team-Leistung. Wieder dieselben Tatvorwürfe wie „Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung“, „Erpressung“, „Bestechung“, „schwerer Betrug“ und „Manipulation von Ausschreibungsverfahren“. Wieder dreht es sich um Milliarden, die entwendet worden sein sollen, die anderswo die Löcher der Straßen gestopft, die städtischen Mitarbeiter der Müllentsorgung gerecht entlohnt oder die stinkenden Buchten und den wiederkehrenden Meeresschleim verhindert hätten.
Man kommt nicht umhin zu behaupten, dass das ein weiterer Klassiker der oppositionsgeführten Städte und Gemeinden ist: betrügen, unterschlagen, den Reibach machen! Neu und pikant daran ist nur noch, dass diejenigen die mutmaßlich betrügen, unterschlagen, den Reibach machen, von eigenen Kameraden, von eigenen Parteigenossen angezeigt werden. Das ist wirklich neu und diesen aufrichtigen Parteimitgliedern hoch anzurechnen - auch und in insbesondere in Zusammenhang mit der offensichtlich geschmierten Wahl während des 38. Parteitags, wo Özgür Özel den Vorsitz erkauft haben soll. Hut ab!
Und was hat die treue, geradezu fanatische Fangemeinde vom Parteivorsitzenden Özgür Özel jetzt dazu zu sagen?
Will man sich denn in Saraçhane nicht versammeln, auf dem Gündoğdu-Platz oder Konak-Platz hüpfen und dazu aufrufen, türkische Unternehmen und Konzerne zu boykottieren? Will man nicht die Polizeisperren der Hundertschaften mit Steinen und Eisenstangen beschäftigen, neue Säuremixturen an den Westen der Hundertschaften ausprobieren? Oder will man statt die diebischen Genossen durchzurütteln wieder die Justiz politisieren?
Will Özel sich nicht erneut über den britischen TV-Kanal BBC oder im Europaparlament vor seinen europäischen Genossen über die türkische Justiz beklagen? Kam niemand auf die Idee eine Tunç-Soyer-Maske zu kreieren und an die willigen Demonstranten zu verteilen? Wo sind die „Free Willy!“, pardon, „Free Tunç!“ Slogans?
Oder hatte man in Izmir nicht so viel Geld beiseite schaffen können, um Delegierte, Social-Media-Bots und Journalisten zu kaufen, wie Ekrem İmamoğlu, der mit dem städtisch-finanzierten Milliardenvermögen sich immer noch Hoffnungen macht, Präsident zu werden?