Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben erneut "militärische" Ziele in Syrien, vor allem in der syrischen Hauptstadt Damaskus angegriffen. Nach einem ersten kleineren Angriff auf das Hauptquartier der Armee, folgte ein weiterer schwerer Schlag auf das Gebäude. Inzwischen wurde auch der Präsidentenpalast bombardiert. Beweggrund? Die Anhörung Netanyahus wegen Korruptionsvorwürfen! Dieser Termin platze selbstverständlich...
Während hiesige deutschsprachige Medien das Motiv der Bombenangriffe als "Vergeltungsschlag", als "Eskalation" deklarieren, die Bundesregierung zur Mäßigung beider Seiten aufruft, spricht der globale Süden von einem weiteren eklatanten Völkerbruch seitens Israel, insbesondere gegen die Grundprinzipien der Souveränität und Nichteinmischung.
Richtig so! Israel darf nicht weiter die "Drecksarbeit für uns alle!" machen, nur weil Bundeskanzler Friedrich Merz der Ansicht, ist, die iranischen Mullahs, oder diesmal die syrische Interimsregierung, völkerrechtswidrig loswerden zu müssen.
Wo hört denn das eigentlich auf? Etwa bei der Türkei und seinem Präsidenten, der nach überwiegender Meinung aller renommierter Experten in der Türkei, vom Westen, insbesondere auch von Deutschland schon seit 2009 im Visier steht und gestürzt werden sollte, jedoch bislang damit versagt haben?
Aber zurück zum israelischen Angriffskrieg, der sich mit Ansage angekündigt hatte. Der israelische Diaspora-Minister Amichai Chikli forderte am Dienstag über das soziale Netzwerk X die „Eliminierung“ des syrischen Präsidenten Ahmad al-Sharaa. Am Mittwoch dann der Angriffskrieg, der just zum Termin der Anhörung von Netanyahu stattfindet.
Man ist doch in den deutschen Medien sonst nicht so sparsam darin, bei solchen Zusammenhängen schnell einen Coup zum Machterhalt zu wittern, wie man es bei Recep Tayyip Erdoğan ständig tut, auch wenn er nur hustet. War also die zeitliche Nähe zwischen Netanyahus Anhörung und dem Angriffkrieg in Syrien nur eine Laune der Chaostheorie?
Zurück zu Chikli: Offensichtlich hatte Chikli vor seinem jüngsten Rotz auf X das riesengroße Plakat in Tel Aviv nicht gesehen, wo man für die Ausweitung des Abraham-Abkommens im Nahen Osten unter Trumps Führung geworben hatte und Ahmad al-Sharaa links von al-Sisi mit anderen Staatsoberhäuptern nebst Trump und Netanyahu, ebenfalls ein breites Lächeln vorzuweisen hatte.
Das Israel selbst auf dem Boden des Terrors entstand, ist hinlänglich bekannt. Das Israel sich an keine weltlichen Normen und Regeln hält, ist ebenfalls seit ihrer Gründung hinlänglich bekannt. Das Israel das Handwerk der Diplomatie nicht kennt, ist ihrer jungen Existenz geschuldet. Das Israel jetzt mit westlichem Schulterklopfen weiterhin Normen und Regeln des Völkerrechts brechen kann, dass dürfen wir dem Westen, insbesondere den USA und Deutschland verdanken. Sie liefern die Waffen und lassen weiterhin die Drecksarbeit machen!
Das Problem daran? Naja, der globale Süden ist mehr als nur irritiert über Israels ständige Angriffskriege, über das plötzliche Kippen der westlichen Moralvorstellung. Deshalb hat der Golf-Kooperationsrat die Angriffe der israelischen Streitkräfte auf das Gebiet der Arabischen Republik Syrien aufs Schärfste verurteilt. Das türkische Außenministerium erklärte die israelischen Angriffe auf Damaskus als Versuche, die syrischen Bemühungen um Frieden und Sicherheit zu sabotieren, und der libanesische Präsident General Joseph Aoun erklärte, die wiederholten israelischen Angriffe auf syrisches Territorium seien schärfstens zu verurteilen. Diese Angriffe würden einen eklatanten Verstoß gegen die Souveränität eines arabischen Bruderstaates, das Völkerrecht und die UN-Charta darstellen.
Aber die Bundesregierung, eine von sich aus gewachsene und gestandene Nation mit langer diplomatischer Vorgeschichte sowie Tradition, degradiert sich mit hanebüchenen Erklärungen selbst zu einer Bananenrepublik, die gegenwärtig nicht einmal dem Libanon das Wasser reichen könnte.
Es ist schon tragikomisch, dass der Präsident des Europäischen Rates, António Costa, der Bundesregierung und damit dem Bundeskanzler vor zitieren muss, wie man so etwas eigentlich als gestandener Staatsmann kommentiert: „Sehr besorgt über die israelischen Angriffe auf Damaskus. Die Souveränität und territoriale Integrität Syriens müssen respektiert werden.“
Aber da wo kein Rückgrat, da sucht man vergebens nach Werten und Normen!
Wer verstehen will, warum sich Israel jetzt wieder als Schutzmacht der Drusen aufspielt, sollte sich diese Karte ansehen. Diese kursiert in israelischen Kreisen und zeigt ein dreigeteiltes Syrien. Suweida ist der südlichste an Jordanien grenzende Zipfel Syriens. Westlich davon liegen die von Israel besetzten Golanhöhen. Israel will auf keinen Fall, dass Suweida unter Kontrolle der Zentralregierung fällt, weil es einen hier in gelb eingezeichneten künftigen kurdisch dominierten Korridor teilen würde.
Warum jetzt? Das hat wiederum mit der Entwicklung zwischen Ankara und der Terrororganisation PKK zu tun. Die PKK hat damit begonnen, sich im Zuge ihres Auflösungsprozesses zu entwaffnen.
Wenn Israel seinen lange gehegten Plan von einem kurdischen Vasallenstaat als Puffer zwischen arabischer, türkischer und persischer Welt retten will, muss es jetzt handeln und den syrischen PKK-Ableger YPG aus diesem Prozess herausreißen. Das wird nur mit einem neuerlichen Aufflammen der Unruhen in Syrien möglich sein.
Eigentlich sollte der eine oder andere nun verstehen, und was dahintersteckt, wenn kurdisch-nationalistische Kreise in Deutschland diese durchgeknallten Kriegstreiber als Retter der Minderheiten im Nahen Osten anpreisen.