"Kanalratte" - Kubicki und die deutschen Tugenden

Zu lesen in den Sprachen: GERMAN

Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki hat während einer Wahlkampfveranstaltung den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan als Kanalratte bezeichnet. Was sagt das uns über Kubicki und den Eiferern in Deutschland, die das abfeiern?

Während einer Wahlkampfveranstaltung der niedersächsischen FDP in Hildesheim, sprach Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki auch über den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan, den er als Kanalratte bezeichnete. Das berichtet das Online-Nachrichtenportal ntv.

In sozialen Netzwerken wird die primitive Beleidigung von Kubicki geradezu gefeiert, die vulgäre Schmähkritik von Jan Böhmermann wieder hervorgekramt und angeführt. Was sagt das uns, oder vielmehr, was sagt das über Kubicki und seine derzeitige deutsche Fangemeinde aus?  Machtgefühl, Minderwertigkeitskomplexe oder doch nur Neid und Missgunst?

Offensichtlich finden Beleidigungen von Staatschefs in Deutschland regen Zuspruch. Ziegenficker, Kanalratte; was kommt als nächstes, wer war noch nicht dran? Tiervergleiche sind entmenschlichend, das sollte vor allem ein Bundestagsvizepräsident wissen. Das zeigt uns, dass es, wenn es ein Vize nicht weis oder seine eigene rote Linie nicht kennt, das deutsche Volk es erst recht nicht wissen kann.

Erstaunlich finde ich, das primitive und vulgäre Ausdrücke es bis in die Politik hinein geschafft haben. Oder waren sie schon immer vorhanden, ein Ausdruck der deutschen Überheblichkeit, Selbstüberschätzung und Arroganz? Offensichtlich, denn die deutsche Diplomatie spiegelt die deutsche Politik wider, und die ist angesichts des Ukraine-Krieges mehr als offensichtlich.

Erinnert an Zeiten, wo man mindere „Rassen“ mit Tieren verglich oder mit Zuruf auf sich aufmerksam machte, damit sie wie Tiere parieren. Es wird höchste Zeit, dass die Politik erkennt, dass solchen Beleidigungen kein Raum geboten werden darf, weil sie vom Volk übernommen und als völlig legitimes betrachtet wird. Sonst sehe ich Zeiten auf uns zukommen, wo Joseph Goebbels schon im ersten Band seiner Tagebücher schrieb: „Ich muss zurück zu meinen Dämonen.“