Während Lindner mit „kreativer Buchführung“ Nebenhaushalte betreibt, um die Schuldenbremse zu umgehen, Baerbock in Indien das Interesse auf ihre nackten Füße zieht, der türkische Putschversuch sich weiterhin als Klamauk von Erdoğan hervorragend vermarkten lässt, wird mit medialen Paukenschlägen die Abwendung des 4. Reichs gefeiert.
Die Bundesregierung ist in einer schwierigen Lage: Finanzminister Christian Lindner erweckt den Anschein, man habe ein Sondervermögen von 100 Milliarden Euro auf der hohen Kante, um die Bundeswehr zu ertüchtigen. Dann stellt sich aber heraus, dass das Geld eben nicht irgendwie gebunkert war, sondern noch aufgetrieben werden musste.
Dann haben wir noch Außenministerin Annalena Baerbock, die während ihrer Indien-Reise wenigstens barfüßig für Gesprächsstoff sorgt, um von der gescheiterten indischen Charmeoffensive abzulenken.
Und dann gibt es da noch den Wirtschaftsminister Robert Habeck, der mit einem „islamistischen Schwulenhasser-Regime“ Geschäfte betreibt, das zudem Terroristen finanziert und nebenbei die WM 2022 ohne die Bundeself austrägt.
Die deutsche Bundesregierung hat dermaßen viele Probleme, dass die türkische Regierung keineswegs mit ihr tauschen würde. Um von diesen Problemen abzulenken, dafür gibt es andere Baustellen, auf die die Aufmerksamkeit gelenkt werden muss.
Seit Jahren hören wir ununterbrochen, dass der türkische Putschversuch, der 2016 gescheitert ist, der Regierung zugespielt hat. Auf gut Deutsch: Das hat Präsident Recep Tayyip Erdoğan selbst ausgeheckt, um 2017 das Verfassungsreferendum durchzusetzen, die folgende Präsidentschafts- und Parlamentswahl zu gewinnen.
Genug Gesprächsstoff lieferte der deutsche Staatsapparat ja, um diesen Eindruck zu festigen. BND-Präsident Bruno Kahl höchstpersönlich erklärte als ranghöchster Nachrichtendienstler, dass die Gülen-Bewegung gar nicht für den Putschversuch verantwortlich sei.
Und dann fällt das Feuer plötzlich auf die eigenen Füße. 25 abgetakelte Putschisten, die einem durchgeknallten Adligen folgten, wurden von 3.000 Beamten dingfest gemacht. Und dann der Trommelwirbel, der darauf folgt - Wahnsinn.
Zwei Lang- und eine Kurzwaffe, eine Armbrust, Schwerter und Dolche sowie eine Signalpistole werden bei der Razzia sichergestellt.
Die zwangsbezahlten Sender sowie Mainstreammedien sprechen beinahe davon, das 4. Reich abgewendet zu haben. Über dem Atlantik drahtet Washington Post, dass der „geplante Bundestagsangriff“ der „Reichsbürger“ dem Kapitolsturm gleichkäme.
Wehe, da wird auch nur infrage gestellt, dass es sich um einen geplanten Putschversuch gehandelt habe, den die deutschen Sicherheitsbehörden 5 vor 12 abgewehrt hätten, dann wird man als Bundesbürger schnell in der Reichsbürger-Szene verortet.
Nicht dass ich den Zugriff der Sicherheitsbehörden für einen Klamauk halte oder sogar unterstelle, dass das der Bundesregierung sehr gelegen kam, wenn nicht gar selbst eingeplant wäre.
Wenn man aber seit der Nacht vom 15. auf den 16. Juli 2016 ständig vermittelt bekommt, dort in der Türkei wäre so einiges nicht mit rechten Dingen verlaufen, und gegenwärtig mitbekommt, wie solche Gedankengänge in Bezug zum geplanten Bundestagsangriff in sozialen Netzwerken, in Medien oder in der Politik sofort im Keim erstickt werden, dann weiß man, dass das türkische Sprichwort „ateş düştüğü yeri yakar“ hier wie die Faust aufs Auge passt. Sinngemäß bedeutet es „Fremder Schmerz geht nicht ans Herz.“
Man sollte nun nicht erwarten, dass die Bundesregierung davon ihre Lehren zieht und die eingangs gemachten Fehler in Bezug zur Türkei und deren durchlebten Putschversuch mit über 250 Todesopfern Revue passieren lässt. Man wird ganz sicher nicht die Drahtzieher des Putschversuchs, vor allem aus der Gülen-Bewegung, an die Türkei ausliefern, die sich nach dem Scheitern des blutigen Putschversuchs ins europäische Ausland, vor allem nach Deutschland abgesetzt haben.
Dafür hat die Bundesregierung zu viel Porzellan zerschlagen, zu viel Vertrauen zerstört und vor allem, die türkische Regierung mit unmöglichsten Verschwörungstheorien konfrontiert, allein gelassen und ihre Demokratiefeinde in Schutz genommen.
Jetzt dürfen wir uns zurücklehnen und zuschauen, wie sie der Reichsbürgerbewegung sogar mit dem alten RAF-Paragrafen 129a StGB ans Leder gehen, mit der sogar das Gutheißen von Terrororganisationen oder terroristischen Vereinigungen strafbar ist. Aber wehe, die Türkei verfolgt Bewegungen oder Personen, die Terror, Terrororganisationen oder terroristische Vereinigungen gutheißen.