Die Dämonisierung türkischer bzw. türkischstämmiger Organisationen, Vereine und Verbände durch türkiisierte Scharfmacher trägt zu Mythenbildungen bei, die Treibstoff für Rechte, Extremisten oder Antidemokraten liefern. Deutsche, die dabei als Alibi ihre Herkunft vor sich hertragen, befeuern die Dämonisierung seit 2016 immer stärker.
Bei Anfeindungen gegen türkische bzw. türkischstämmige Organisationen, Vereine, Verbände und Persönlichkeiten verfolgte die Politik bislang einfache und primitive Muster, die nicht nur die Probleme negierten, sondern vertieften und neue erschufen. Leidtragende sind die Angefeindeten selbst, die um ihre Leistungen gebracht werden, deren gute Leumund abgesprochen wird, deren Vereinssitze attackiert, ihre Moscheen in Brand gesetzt werden.
Bestes Beispiel: Als 2018 Stimmen laut wurden, den größten türkischen Moscheeverband, die DITIB, zum Prüffall für den Verfassungsschutz zu erklären, spiegelte es nur den alltäglichen Umgang mit den ehrenamtlichen Mitgliedern, Moscheegängern und Türken wider, die seit dem gescheiterten Putschversuch in der Türkei von 2016 beständig zunimmt.
Diese Politik, die im Umgang mit dem antidemokratischen Putschversuch in der Türkei ihr amoralisches und antidemokratisches Wesen erneut zeigte, schadet nicht nur den hier lebenden Türken und Türkischstämmigen. Diese Politik schafft seitdem auch nur ständig neue Probleme, die mit ganz normalen Dingen einhergehen.
Im alltäglichen Umgang mit Türken, Türkischstämmigen, ihren Organisationen, Vereinen und Verbänden wird ihnen ständig vorgehalten, sprichwörtlich mit einem Bein im Knast zu sein. Diese Signale sind nicht an sie selbst adressiert, sondern an die Gesamtbevölkerung insgeheim gerichtet, die entsprechende politische Entscheidungen mittragen sollen. Mitunter wird auch erst der Puls der Gesellschaft gefühlt, ob diese mit dem Umgang einverstanden sind oder nicht, um so die eine oder andere für die „Schuldigen“ negativ beschiedene Entscheidung zu treffen.
Vorne an der Spitze der Anklägerreihe, sind Deutsche, oder besser gesagt, solche, die sich als Deutsche verstanden wissen wollen, aber eine Migrationsgeschichte haben. Manche nennen sie „Haustürken“, andere bezeichnen sie als Scharfmacher. Es gibt aber auch eine kleine Minderheit, die diese „haus“türkiisierten Scharfmacher für nicht erwähnenswert halten, weil sie ihrer Ansicht nach in der Politik oder in der Gesellschaft unbedeutend sind und daher keine relevante Rolle spielen.
Ich denke, auch Kleinvieh macht Mist. Als die sogenannten türkischstämmigen Islamkritikerinnen Necla Kelek und Seyran Ateş durch ihre propagandistische Islamkritik europaweit Bekanntheit erlangten und entsprechend politisch herumgereicht wurden, dachte noch niemand daran, dass diese Damen im Endeffekt den europäischen Rechtsruck einleiten. Heute sind sie ausgebrannte Namen, die mehr schlecht als recht ein Publikum zusammenhalten können. Das „Problem“ das sie dabei als Islamkritik vortrugen, hat sich inzwischen zu einer prächtigen Islamphobie entwickelt.
Ihre Plätze wurden inzwischen von neuen, ungebrauchten Personen eingenommen, die ebenfalls vorgeben, mit beiden Beinen auf dem deutschen Grundgesetz und der Wertekultur zu stehen. Als ob ihre kritisch beäugten und dämonisierten Mitmenschen in Deutschland all das nicht vertreten oder verinnerlicht hätten!
Genau darum geht es schlussendlich. Um die Dämonisierung einer anderen Wertekultur oder Verfassung, aus der diese Mitmenschen stammen. Diese Scharfmacher vertreten Interessen, die meist dieser Verfassung, Wertekultur oder Religionsauffassung konträr gegenüberstehen und tragen das auf dem Rücken der hierlebenden Mitmenschen aus.
Zunächst einmal sind diese Mitmenschen, sprich türkische Staatsbürger, die inzwischen in der dritten oder vierten Generation in Deutschland leben, aber auch Doppelstaatler und deutsche Staatsbürger mit türkischem Migrationshintergrund, hier sozialisiert. Das heißt, sie haben die hiesige Wertekultur verinnerlicht, sprechen dieselbe Sprache, halten sich an dasselbe Grundgesetz wie all die anderen Bürger Deutschlands.
Ihre Organisationen, Vereine und Verbände sind aus ihnen heraus gewachsen, wurden entsprechend ihrer Vorstellungen und Bedürfnisse gegründet, vertreten deren Interessen. Interessen können sich entgegen stehen, wie zwei deutsche Parteien unterschiedliche Werte und politische Richtungen vertreten und dennoch in einem demokratischen Parlament eine Streitkultur pflegen, zusammen Entscheidungen treffen.
Diese Mitmenschen haben auch eine Geschichte, eine Migrationsgeschichte, die sie nicht wie ein Mantel ablegen können, ablegen wollen. Diese Mitmenschen haben gelernt, sich in beiden Kulturen zurechtzufinden, wohlzufühlen. Sie sind mitunter stolz, in beiden Kulturen aufzugehen. Sie vereinen zwei Kulturen, verteidigen diese auch entsprechend.
Scharfmacher, oder besser gesagt, türkiisierte Scharfmacher, wollen stattdessen, dass man sich von einer der Kulturen trennt und nur der einen vorgelebten oder vordiktierten Kultur folgt. Sie wollen, dass man die eigene Geschichte verleugnet, ihre Geschichte verinnerlicht. Für diese Scharfmacher gilt die von ihnen vorgegebene reine Religionskultur, der deutsche Islam oder der europäische Islam. Sie dämonisieren dabei nicht nur die seit Jahrhunderten gelebte türkische Religion, sondern auch die gewählte Politik der Türkei, inzwischen auch ihren Staatsgründer und vor allem ihre Geschichte. In Anbetracht der Dinge, kann man mit Fug und Recht von Hasstiraden gegen das Türkendasein sprechen, obwohl vorgegeben wird, demokratische bzw. humanistische Werte zu verteidigen, Völkerverständigung zum Ziel zu haben.
Deswegen - und ich werde diese Scharfmacher immer beim Namen nennen - schießt Ali Ertan Toprak als Vertreter der völkisch-kurdischen Organisation in Deutschland, stets gegen türkische bzw. türkischstämmige Organisationen, die sich den separatistischen Zielen völkisch-kurdischer Organisationen in der Türkei, Syrien oder Nordirak entgegenstellen.
Deswegen verlieren Eren Güvercin, Murat Kayman oder Erkan Pehlivan seit 2016 auch keine Zeit, bis zur nächsten Islamkonferenz die größten türkischen Verbände madig zu reden und dabei stets die Innenpolitik der Türkei hierher zu tragen. Ihr vorrangiges Ziel ist offensichtlich, die Kleinstinitiativen und Kleinstvereine (sie mit inbegriffen), womöglich sogar die Fethullah Gülen-Sekte als Wortführer der Islamkonferenz zu etablieren. Als Hauptziel wird aber die Politik der Türkei verfolgt, um sie von außen zu beeinflussen.
Deswegen werden Ilias Uyar, Burak Çopur oder Cem Özdemir seit 2016 auch nicht müde, ihre Erinnerungskultur den Türken und Türkischstämmigen aufzuoktroyieren und dabei stets auf ein und dieselbe türkische Regierung zu verweisen, obwohl die türkische Erinnerungskultur seit der Gründung der Türkei immer dieselbe war.
Was diese Scharfmacher vereint, ist ihre antidemokratische Grundhaltung gegenüber der Türkei, der Verweigerung des Respekts gegenüber deren Wertekultur, Gesetze, Verfassung oder gar absprechen ihrer territorialen Unversehrtheit. Das schließt mitunter deren Bekämpfung mit ein. Sie fordern das inzwischen vereint und in ein und demselben Tonfall.
So wie am 15. Juli 2016 die Bundesregierung ihr wahres Gesicht offenbarte, so ist jede Handlung dieser Scharfmacher für die hier lebenden Türken und Türkischstämmigen seit 2016 inzwischen ein offenes Buch, das sie als freie Individuen zu deuten wissen und entsprechend einordnen. Für ein harmonisches Zusammenleben, ein friedliches Miteinander, geschweige denn Versöhnung, keine guten Bedingungen.