Es gibt unter den deutschsprachigen ganz bestimmt sehr viele Experten, die mit nur wenigen Anhaltspunkten herausfinden können, um welches Volk oder Land es sich dabei handelt. Auf zu unserem Rätselraten:
Um welches Land handelt es sich, dass derzeit die nordsyrische Region Afrin "islamisiert"?
Richtig! Die Türkei.
Um welche Behörde handelt es sich, die mit dem deutschen Ableger DITIB "ihre religiösen Ansichten auch in hiesige Schulen" tragen will?
Auch richtig! Die Diyanet.
Was kann es in jesidischen Dörfern nicht geben?
Genau, wieder richtig! Moscheen und "radikale Muslime".
Was haben jesidische Dörfer mit dem "Gaza-Krieg" zu tun?
Na, ins Trudeln gekommen? Aber hallo! Moscheen.
Was wird in Moscheen der Diyanet nicht gepredigt?
Klar doch, richtig! Der "liberale Islam".
Und was macht der "liberale Islam" gar nicht?
Schon wieder richtig! Es betet nicht für die eigene parlamentarische Armee.
Welches Volk gab es in Afrin immer?
Aber klar doch! Kurden, zu 96,0132 Prozent.
Wer ist dafür verantwortlich, dass die "Kurden" aus Afrin vertrieben wurden?
Sicher doch! Die Türkei.
Welchen Islam pflegen "Kurden" in Afrin überwiegend?
Auf den Punkt gebracht! Den "moderaten Islam".
Warum gibt es heute in der Region Afrin sehr wenige Jesiden als zuvor und wer ist verantwortlich dafür?
Gut aufgepasst! Die Türkei.
Nun, der Test hat gezeigt, dass sie in den hiesigen Medien bewandert sind und sich deshalb als geprüfter vereidigter Experte ausgeben können. Wenn sie an einer Auffrischung ihrer Kenntnisse interessiert sind, dann empfehle ich ihnen dringend die Arbeit von Dr. Kamal Sido, Nahostexperte der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV).
Dieser Mann hat mit einer Presseerklärung etwas geschafft, was alle Dauernörgler, Schnappatmer, Kammertürken, Rechtsradikale, Identitäre, SPD, AfD, CDU/CSU, Grünen oder Linken in diesem Land nicht geschafft haben: Die Türken und die Türkei samt ihren weltweiten Ablegern bei den Halsabschneidenden Terroristen zu verorten, die ein weltumspannendes Kalifat errichten wollen. Bei der Jesiden, Kurden, Juden, Israel sowie Deutschland keinen Platz haben.
Also eins kann ich mit Fug und Recht behaupten. Die GfbV wird auch in Zukunft mit solchen Nahostexperten kein einziges bedrohtes Volk retten können. Wieso zum Teufel kann ein sogenannter Nahostexperte der GfbV so einfach alles aus dem Ärmel schütteln, ohne dabei knallrot anzulaufen?
Ich mein, wann ist es denn so weit, dass dieser Kamal Sido behauptet, Imame der Diyanet würden mit türkischen Kampfjets über der Region Afrin Chemtrails ziehen, um damit die Islamisierung zu beschleunigen? Weshalb behauptet er nicht gleich, "radikale Muslime" hätten sich mit Kampfpanzern im Dorf angesiedelt und würden Apartheid betreiben? Warum kam er nicht gleich auf die Idee, dass die Türkei die Region Afrin 2023 offiziell als 82. Provinz einverleiben will. Schließlich wird an diesem Datum das Land genau 100 Jahre alt.
Dachte ja erst, der Artikel wäre von Ex-SPIEGEL-Reporter Claas Relotius, dem Märchenerzähler schlechthin. Aber ich dachte nicht, dass es noch schlimmere Exemplare gibt, die unter dem Radar geblieben sind. Wie schafft man es eigentlich, in weniger als 6 Satzblöcken alle Klischees und Narrative über die Türkei und Türken sowie über Regionen und Konflikte hinweg zusammenzufassen?
Was ist daran so befremdlich, wenn in einem vorwiegend von Jesiden bewohnten Dorf - und Sido spricht nur von einem einzigen Dorf - eine Moschee gebaut wird, weil unter den Dorfbewohnern es auch Vollbärtige mit grünen oder schwarzen Stirnbändern gibt, die ihre Kopftuchmädchen zu Raubzügen gegen "Kurden" schicken?
Und Herrgott nochmal, seit wann predigt ein Imam in Afrin gegen Israel und Juden, wenn er es noch mit rund 45 Jesiden zu tun hat, die sich in den Kopf gesetzt haben, das heilige Land besetzt zu halten?
Ich verliere auch langsam die Contenance, wenn Kamal Sido in fast jedem Satzblock die DITIB in Deutschland Revue passieren lässt, während er über Afrin Bericht erstattet. Alter Falter, mit diesem Artikel von Kamal Sido bin ich um ein Jahr gealtert!