Türkei: Oppositionsanhänger wünschen Erdbebenüberlebenden den Tod

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Aufgrund des Wahlausgangs in der Türkei und der bevorstehenden Stichwahl zur türkischen Präsidentschaft liegen bei Oppositionsanhängern die Nerven blank. Hasstiraden gegenüber Auslandstürken wie auch Solidaritätsentzug gegenüber Erdbebenopfern nehmen in sozialen Medien breiten Raum ein.

In der Hochburg der Oppositionspartei CHP in Kumbağ, nahe der Provinzhauptstadt Tekirdağ, kündigte der Oberbürgermeister von Tekirdağ den im Hotel untergebrachten Erdbebenopfern an, sie vor die Straße zu setzen. Aufgebrachte Gäste erklärten, man wolle sie damit abstrafen, weil sie mehrheitlich die Regierungspartei gewählt hätten.

Die türkische TikTok-Fenomenin Ayşegül Didem Doğan machte die Solidarität und Hilfen für die Erdbebenopfer von ihrem Wahlverhalten abhängig und drohte, bei einer falschen Entscheidung damit stets konfrontiert zu werden.

Das sind keine Einzelfälle. Über soziale Medien melden sich immer mehr Oppositionsanhänger, bekannte wie unbekannte Gesichter, die verkünden, ihre Solidarität und Hilfen zu entziehen. Dabei werden die im Erdbebengebiet lebenden Menschen beschimpft, man droht ihnen, die Hilfen einzustellen oder wünscht ihnen sogar den Tod. 

Auch im Ausland gibt es Gleichgesinnte, die sich zu Wort melden. Ein Dönerladen-Betreiber (Süvari M.) aus Deutschland, verfluchte die Erdbebenopfer und beschimpfte sie lautstark für ihr Wahlverhalten. Inzwischen liegt eine Strafanzeige gegen den Mann vor, der von der türkischen Staatsanwaltschaft verfolgt wird.

Es gibt aber auch Gegenreaktionen auf die zunehmenden Hasstiraden im Netz, die sich nicht nur auf Erdbebenopfer beschränken, sondern auch Auslandstürken, Wählerkreise erfassen, die für den Wahlausgang verantwortlich gemacht werden. Der türkische Schauspieler Sinan Albayrak zeigte sich entsetzt über die zahlreichen Hasstiraden gegenüber Erdbebenopfern, nur weil sie bei den Wahlen mutmaßlich die amtierenden Regierungsparteien bzw. Präsidenten bevorzugt hätten.

Die bekannte türkische Schauspielerin Bergüzar Korel verurteilte die Hassreden und erklärte, wie sich wohl die Menschen fühlen würden, wenn sie das sehen und hören würden und fügte hinzu:

„Was über die Ergebnisse aus Erdbebengebieten geschrieben wird, entspricht genau der Mentalität, die kritisiert wurde. Menschen, die alles verloren haben, lesen diese Beiträge ... Wir sind nicht die Menschen, die für die Hilfe und Solidarität Opfer zur Rechenschaft ziehen oder damit prahlen."

Die Hasstiraden im digitalen Raum werden von türkischen Experten auf den Hass auf Recep Tayyip Erdoğan zurückgeführt, der sich in letzter Zeit extrem zeige. Shitstorms seien die vereinfachte Form von komplexen Zusammenhängen, wobei die Tatsächlichkeit der Dinge nicht mehr so eine Rolle spiele. Laut dem Leiter des Umfrageinstituts SONAR, Hakan Bayrakçı, würden auch Politiker wie Journalisten, diesen Hass antreiben bzw. schüren. Bayrakçı befürchtet, dass die Hasstiraden bis zur Stichwahl ansteigen und an Qualität und Intensität zunehmen werden.

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