Die aktuelle Berichterstattung über den Anschlag auf die Bahn zeigt, dass man sich allmählich Gedanken darüber macht, was die Einmischung in einen Konflikt wie in der Ukraine mit sich bringen kann. Schließlich befinden wir uns mitten im Krieg!
Die Berichterstattung hat sich allmählich geändert und wird geprägt durch eine starke militärische Sprache. Die Sorgenfalten werden größer, die Szenarien vielfältiger; wie oder mit welchem teuflischen Plan Russland, die Europäische Union oder Deutschland für das vermeintliche Debakel in der Ost-Ukraine oder auf der Krim bzw. wegen der Einmischung zur Verantwortung zieht.
Mit dem Anschlag auf die Bahnstrecken in Berlin und Nordrhein-Westfalen erkennt man die Sorgen, die reflexartig und fieberhaft mit der Suche nach dem Täter beginnt; das Spektrum ist aber noch recht groß und nichts kann ausgeschlossen werden. Dennoch, die Sprache wirkt schon militärisch, die Szenarien, die man nachzeichnet, erinnern an den Kalten Krieg.
Hat denn der Kalte Krieg je ein Ende gehabt? Und worum ging es beim Kalten Krieg? Die Geschichte hat uns gelehrt, dass auch in Kriegszeiten Phasen aufkamen, wo alle Parteien Zeit bekamen, Resümee zu ziehen, ihre Möglichkeiten auszuloten. Dabei kam man sich auch näher oder streckte auch mal die Fühler oder die Hand aus. Dennoch blieb während des Kalten Krieges die andere Hand immer am Schaltpult mit dem berüchtigten roten Knopf. Die berüchtigten roten Knöpfe, die die Erde mehrmals in einen Hochofen verwandeln könnten. Nichts ist bisher passiert, aber die Zeiten haben sich geändert.
Russland hat einen Angriffskrieg begonnen, schert sich nicht um internationale Standards und Normen, die einen Konflikt eigentlich regeln. Aber Russland hatte ihren schmutzigen Krieg - sie nennen es Operation - noch gar nicht ganz entfaltet, da sprach man in Deutschland schon großzügig von der Unfähigkeit der russischen Führung oder der Armee, eine schwächere Armee auszuschalten bzw. zurückzuschlagen.
Während dieser Atmosphäre lieferte man um drei Ecken hinweg Kriegsmaterial an die Ukraine, in der Hoffnung, Russland würde das nicht bemerken oder nicht als Grund betrachten, Deutschland oder die anderen europäischen Länder als Kriegspartei zu betrachten.
Wenn aber Russland von der eigenen Warte aus betrachtet, einen Angriffskrieg begonnen hat, den sie mit schmutzigen Mitteln durchführen muss, meint man dann in Europa tatsächlich, nicht als Kriegspartei wahrgenommen zu werden?
Deutschland befinden sich bereits im Krieg mit Russland. Deutschland ist weder neutral noch prorussisch, sondern steht schlichtweg hinter der Ukraine; mit Manpower, Kriegsmaterial und nachrichtendienstlichen Informationen.
Und, das ist kein Krieg, der im Hindukusch stattfindet. Es ist ein Krieg, den man mit modernen Verkehrsmitteln in kürzester Zeit erreichen kann. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass der Krieg auch Deutschland schnell erreichen kann. Es ist kein Krieg, bei der man sich mit einer Panzerbrigade der Bundeswehr 6.000 Kilometer entfernt hinter Schutzwällen verschanzt und sich dem weit unterlegenen Gegner auf meilenweit freiem Feld erwehrt, um das deutsche Volk und den Staat zu schützen. Dennoch verloren dabei zwischen 1992 und 2019 insgesamt 111 Bundeswehrsoldaten ihr Leben.
Dem Hindukusch konnte man ab 2019 klammheimlich den Rücken zukehren, aber bei der Ukraine wird das auf lange Sicht nicht möglich sein, wenn man erst einmal damit begonnen hat, sich einer Kriegspartei anzuschließen. Dann werden auch keine Panzerbrigaden ausreichen, sondern einsatzbereite, vollausgestattete Divisionen notwendig werden, die mit Manpower und Kriegsmaterial jahrelang versorgt werden müssen.