Griechische Öltanker befördern weiterhin russisches Erdöl nach Europa. Allein in den letzten sechs Monaten löschten 41 Öltanker ihre Ladung an europäische Häfen.
Eigentlich arbeitet die Europäische Union bereits am achten Sanktionspaket gegen Russland, um deren Krieg in der Ukraine zu stoppen. Aber russisches Erdöl fließt weiterhin über Seewege nach Europa.
Allein in den letzten sechs Monaten seit Beginn der russischen Aggression in der Ukraine, löschten 41 Öltanker ihre Ladung an europäischen Häfen, nach dem sie in Russland verladen und dann vor der griechischen Küste per Ship-to-Ship-Transfer (STS) umgeladen wurden.
Die Europäische Union und Großbritannien wollen die Einfuhr von russischem Öl ab etwa Ende des Jahres vollständig verbieten, aber Unternehmen, die russisches Öl kaufen, sehen sich nicht daran gebunden. Der Transfer von Öl zwischen Schiffen auf See, um die Herkunft zu verschleiern, kann auch nach Inkrafttreten des Ölembargos fortgesetzt werden, befürchten Kritiker.
Zudem befürchtet man, dass die Zunahme und Konzentration von Ship-to-Ship-Transfers zwangsläufig ein erhöhtes Unfallrisiko mit sich bringt, die vor allem die griechische Tourismusbranche hart treffen würde.
Das scheint nicht unbegründet zu sein. In den sechs Monaten bis zum 22. August wurden vor der griechischen Küste 175 STS verzeichnet, bei der rund 24 Millionen Barell Öl umgeladen wurde. Im selben Zeitraum wurden im Vorjahr lediglich 4 Millionen Barell Öl von russischen Tankern auf griechische Tanker umverladen.
Recherchen haben ergeben, dass das Öl unter anderem in Griechenland, Belgien oder Großbritannien gelöscht wurde. Letztere gilt als entschiedener Befürworter von strengen Sanktionen gegen Russland.
Die griechische Regierung ignoriert lokale und europäische Bedenken und argumentiert, dass die Umverladung von Öl außerhalb ihrer territorialen Zuständigkeit stattfinde. Stavros Arahovitis, ein Abgeordneter des griechischen Parlaments, dessen Wahlkreis in der Nähe des Lakonischen Golfs liegt, beschwert sich: "Die Regierung ignoriert es bislang, bis ein Unfall passiert, obwohl ich dem Parlament vorgeschlagen habe, den Lakonischen Golf sofort zu sperren."
Offensichtlich wiegen die finanziellen und politischen Machtverhältnisse schwerer, die große griechische Reeder in Griechenland ausüben. Das erklärt vermutlich auch die Trägheit bzw. Desinteresse der Regierung.