Glaubt man ehemaligen hochrangigen Offizieren der türkischen Armee bzw. Gendarmerie, so war bis weit in das Jahr 2014 hinein der türkische Grenzschutz mit Gedeih und Verderb der israelischen Drohne "Heron" ausgeliefert. Entweder kamen die Aufklärungs-Informationen verspätet oder gar nicht erst an. Und wenn, waren die Informationen mit den örtlichen Verhältnissen nicht deckungsgleich. Das Ergebnis? Der Terrorismus konnte im Grenzgebiet nicht effektiv bekämpft werden, ganze Bataillone türkischer Sicherheitskräfte wurden dabei aufgerieben, ohne dass ihnen dabei ein Entsatz zu Hilfe eilen konnte.
Zu dieser Zeit lag die Eigenentwicklung an Waffen gerade einmal bei 20 Prozent. Nicht einmal einen eigenen Infanterie-Sturmgewehr konnte man entwickeln, weil das manchen wohl nicht in den Kram passte. Man muss das nun nicht als Verschwörung von Mächten abtun, zumal das vor allem aus dem Inneren kam und von Innen zu verantworten ist. Wenn die israelischen Vermarkter der Heron oder andere Rüstungsanbieter aus dem Ausland, Gelder unter der Hand fließen ließen, um an die lukrativen Aufträge der türkischen Streitkräfte zu kommen, dann liegt es vor allem an jedem Einzelnen, der diesen Einkauf absegnen ließ und sich damit abhängig machte.
Diese ehemaligen hochrangigen Offiziere, die die ungeheuerlichsten Storys erzählten, sind derzeit bei Baykar angestellt oder beratend tätig und waren einst Weggefährten einer "ungewollten" Entwicklung, die heute ihresgleichen sucht: autonome Drohnen wie der TB2 oder die Anka-3. Wie die Gebrüder Bayraktar, CEO´s der Baykar, diese Zeit erlebten, dass muss man in der TV-Dokumentation "Hedef Kızılelma" selbst erfahren haben. Man kann das nicht mit Worten beschreiben. Ich bin sicher, manchen läuft es eiskalt über den Rücken.
Jedenfalls ließen sich die Gebrüder Bayraktar mit dem Vater nicht unterkriegen und bauten eine Aufklärungsdrohne, dann eine bewaffnete Drohne und gegenwärtig ist man dabei in Konkurrenz zur Tarnkappendrohne Anka-3 von der TAI (Turkish Aerospace Industries) die Kızılelma noch in diesem Jahrzehnt einsatzbereit der türkischen Armee zu übergeben. Beide, vor kurzem der Nurflügler Anka-3 sowie das unbemannte Kampfflugzeug Kızılelma, absolvierten ihren ersten Jungfernflug erfolgreich, weil Hunderte Ingenieure sowie Ingenieurinnen mehrere Jahre rund um die Uhr schufteten und dabei vollumfängliche Unterstützung erfuhren.
Diese Burschen und Mädels opferten ihre Freizeit, vernachlässigten die Familie, konnten teils das Aufwachsen der eigenen Kinder nicht miterleben. Denn, sie beschäftigte nur die Frage, wie man den Soldaten, Gendarmen und Polizisten unter die Arme greifen kann, die ihrerseits keine Freizeit haben, ihre Familie vernachlässigen oder die Entwicklung der eigenen Kinder nicht miterleben können - damit alle Bürger ihrer Freizeit nachgehen, ihre Familie umarmen und ihre Kinder wohlbehütet aufwachsen sehen können.
Bis vor rund 10 Jahren war das eben nicht möglich, weil manche dieser Bürger meinten, für nichts und niemanden Rücksicht nehmen oder aufopfern zu müssen; auch dann nicht, wenn dabei Sicherheitskräfte oder Soldaten ums Leben kommen. Heute ist das anders und die Entwicklung schreitet unweigerlich und mit großen Schritten voran.
Wenn man die Entwicklung vom Heizkörper zur Stealth-Drohne aus dieser Warte aus betrachtet, kann man den zynischen Vergleich manch eines Pappenheimers, der 2021 eine Komponente der ANKA-3 als Heizkörper (häuslicher Natur) bezeichnete - was wiederum die Tageszeitung "Cumhuriyet" aufgriff und tief wie breit darüber sinnierte - nicht wirklich verstehen. Offensichtlich gibt es bei diesem Typus von Mensch noch immer die Grundhaltung, dass die Sicherheit des Landes in den Händen jener liegen sollte, die oben schalten und walten, wie es ihnen beliebt; und dabei kräftig absahnen dürfen.