Ständig wird dem Westen das Märchen erzählt, die völkisch-kurdische YPG bzw. die Demokratischen Kräfte Syriens (SDF) würden ihrer Arbeit nicht mehr nachkommen, den Islamischen Staat im Zaum zu halten, wenn die Türkei in Nordsyrien eine Militäroperation beginne.
Das behauptet der sogenannte Oberbefehlshaber der SDF, Mazlum Abdi; mal heißt der beste Freund von Abdullah Öcalan so, dann wieder anders: Mazlum Kobanê, eigentlich hieß er mal schlicht Ferhat Abdi Şahin. Wohl in Anlehnung an die sogenannte Befreiung der Stadt Kobanê, die vor dem syrischen Bürgerkrieg noch Ain al-Arab hieß, aber vom syrischen Ableger der Terrororganisation PKK, der YPG, kurzerhand umbenannt wurde, um das Märchen perfekt zu machen, nennt sich der Chef nun Mazlum Kobanê.
In diesem Märchen dürfen auch die sogenannten "kurdischen" Frauenguerillas nicht fehlen, die den IS-Terroristen so richtig in den Allerwehrtesten getreten haben, als die es gewagt haben, ihre sogenannte Hochburg anzugreifen. Dieses Bild wurde vor allem vom Westen gerne angenommen; hilft es doch, eigene Sehnsüchte und das eigene Gewissen zu befriedigen.
SDF Commander-in-Chief Mazloum Abdi says in parallel Turkish air strikes, there are additional movements by ISIS cells. pic.twitter.com/C3CZmopEjM
— Wladimir (@vvanwilgenburg) November 29, 2022
Bei diesem Märchen fehlen aber die anderen Helden, die bei der Verteidigung von Kobanê zugegen waren. Kein Wort über die kurdischen Peschmergas, die über die türkische Grenze aus dem Nordirak zu Hilfe eilten. Oder den massiven Luftschlägen, die die Anti-IS-Koalition zu der Zeit flog. Kein Wunder, wenn die IS-Schergen Reißaus nehmen. Von der Freien Syrischen Armee (FSA) die den Kampf gegen die IS zuerst aufnahm und lange Zeit erfolgreich im gesamten Nordsyrien führte, kein Wort.
Trotzdem und gerade wegen dieser schrägen Erzählkunst konnte die PKK mithilfe der örtlichen Lokalvokabeln im Westen die Mär etablieren, "kurdischen" Frauenguerillas hätten die IS allein gebändigt, sie in Lager gesteckt, wo sie für immer schmachten müssen. Für immer? Nein! Laut denselben Wortführern der PKK, die diese Mär etabliert haben, greift die Türkei in dieses perfekte Räderwerk ein, die eine Gefahr für die freie westliche Welt darstellt.
Wirklich? Für die Türkei war es bumsegal, als sich zwei Terrororganisationen nahe der türkisch-syrischen Grenze gegenseitig an die Gurgel gingen. Ihr ist es auch bumsegal, wenn türkische Bodentruppen auf die YPG, SDF, PKK oder IS treffen. Die türkische Militäroperation diskriminiert niemanden dieser Fantasten, behandelt sie gleichwertig.
Es bringt also nichts, sich als Bollwerk, als Bremsklotz der IS zu verkaufen. Damit kann man den Westen beeindrucken, nicht aber die Türkei; und letztendlich entscheidet dieses Land selbst, was richtig oder falsch ist. Kann die Türkei etwas dafür, dass der Westen einem Märchen aufgesessen ist? Kann die Türkei auch der IS Herr werden? Aber sicher doch! All die syrischen Binnenflüchtlinge leben in den türkisch-kontrollierten Gebieten in Nordsyrien relativ sicher: vor der IS und vor der PKK.
In den von der PKK kontrollierten Gebieten herrscht Chaos, Unterdrückung, Gewalt und eine illegale Ordnung, die weder nach dem Völkerrecht anerkannt ist, noch von irgend einem Staat der Welt. Hier kann die internationale Gemeinschaft nicht agieren, nicht überprüfen, ob Terroristen oder Zivilisten nach dem Völkerrecht behandelt werden.
Anstatt die IS als Hebel zu nehmen, um eine bevorstehende türkische Militärintervention zu torpedieren, wäre es für die YPG, PKK oder SDF (alles der selbe Mist) an der Zeit, Abschied vom russischen und US-amerikanischen Schutzschirm zu nehmen. Das Märchen gehört ausgeträumt! Da hilft auch kein Bitten und Betteln in Richtung Moskau, Washington oder Damaskus.
Wenn man sich jetzt die Erklärung des NATO-Außenministertreffens zur Gemüte zieht, hilft kein Jammern, keine Schuldabweisung, kein Dementi, und das ist auch gut so:
Wir verurteilen alle Formen und Erscheinungsformen des Terrorismus und solidarisieren uns mit der Türkei, die den Verlust von Menschenleben nach den jüngsten schrecklichen Terroranschlägen betrauert.
Damit kann die Türkei nun der YPG, PKK, SDF und der IS mit ruhigen Gewissen auf die Pelle rücken; ganz offiziell versteht sich. Ankara hat auch Moskau darüber informiert, dass die Entsendung von Truppen des syrischen Regimes in die Gebiete der PKK/YPG nicht akzeptiert werden und Washington gab man zu verstehen, sich langsam herauszuhalten. Das heißt, es geht nur noch in eine Richtung: Tall Rifaat, Manbidsch, Ain al-Arab.