Säuberungsaktion der kurdischen SDF dauert an

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Die Säuberungsaktionen der kurdischen Demokratischen Kräfte Syriens halten seit Mitte Juli unvermindert an. Bisherigen Berichten zufolge wurden bereits 65 Personen von der SDF "exekutiert", hieß es Anfang August. Jetzt schaltet sich das US-amerikanische Assyrische politische Institut API wegen der Inhaftierung einer 19-Jährigen ein.

Seit Mitte Juli wurden laut PKK-nahen Medienberichten, 65 Personen aufgrund von Spionagevorwürfen extralegal hingerichtet. Angehörige weiterer Hunderter Zivilisten und Journalisten haben keine Möglichkeit, mit den Inhaftierten in Kontakt zu treten. Die inhaftierten Zivilisten, darunter Araber, Turkmenen, Assyrer und Kurden, aber auch 16 Journalisten, erhalten keinen Rechtsbeistand, können nicht mit der Außenwelt in Kontakt treten und sind der Willkür der kurdischen Demokratischen Kräfte Syriens ausgesetzt.

PKK-nahen Medienberichten zufolge will der syrische Ableger der Terrororganisation PKK mit dieser großangelegten Säuberungsaktion die operativen Erfolge der Türkei in Nordsyrien beschneiden. Hawar News Agency berichtete, bei der Säuberungsaktion seien zunächst 36 Personen aufgegriffen und getötet worden, denen Spionage für den türkischen Staat vorgeworfen worden sei. Der Zugriff erfolgte laut dem Bericht während einer großangelegten Aktion, die in den Städten Qamischli, al-Hasaka, asch-Schaddadi, Deir ez-Zor, ar-Raqqa und Manbidsch unter dem Namen „Operation Eid“ durchgeführt wurde.

Ein Fall sorgt nun für Furore, da hier eine 19-jährige Assyrerin seit mehr als zwei Wochen von der SDF festgehalten wird und eine US-amerikanische Organisation nun in einem dringlichen Appell darauf aufmerksam macht. Samira Habsono, eine 19-jährige Assyrerin aus Qamischli, die am 1. August 2022 von den Demokratischen Kräften Syriens SDF festgenommen und der Spionage für die syrische Regierung beschuldigt wird, ist eine von vielen, die kein Kontakt zur Außenwelt bekommt, heißt es in dem Appell.

Laut dem Assyrischen politischen Institut API soll die 19-jährige ohne Anklagen oder Beweise festgehalten werden. Außerdem werde ihr laut dem Appell an den Führer der SDF, Mazlum Kobanê - auch Mazlum Abdi genannt - kein Rechtsbeistand gewährt. Nach Angaben von Familienangehörigen wird Habsono im SDF-geführten Frauengefängnis al-Baytarih in der Stadt Al-Hasaka festgehalten. Sie muss noch vor einem Scharfrichter erscheinen.

Die 19-jährige Samira Habsono ist die Tochter von Gabi Habsono, einer prominenten assyrischen Aktivistin und ausgesprochenen Kritikerin der Politik der PYD in Nordsyrien gegenüber Assyrern. Gabi Habsono ist ferner Mitglied der Sootoro, einer mit der syrischen Regierung verbündeten, regional ansässigen Miliz, die sich aus Assyrern und einer kleinen Anzahl Armenier zusammensetzt, die in Qamischli operieren. Berichten zufolge wurden die Sootoro-Milizkräfte regelmäßig unter Druck gesetzt, sich in die SDF zu integrieren, was Gabi Habsono bislang ablehnte.

„Es wurden keine Anklagen erhoben und die Gründe für ihre Verhaftung sind weiterhin unklar“, sagt die stellvertretende Vorsitzende der API Reine Hanna. „Trotz der ihr erhobenen Vorwürfe gehen wir davon aus, dass die Festnahme von Samira Habsono politisch motiviert sein könnte. Sollte dies der Fall sein, sollte diese junge Frau sofort und bedingungslos freigelassen werden.“

Qamischli befindet sich im Gouvernement Al-Hasaka in Syrien und steht derzeit de facto unter der Kontrolle der kurdisch geführten Selbstverwaltung, die als Autonome Verwaltung Nord- und Ostsyriens unter der Kontrolle der Partei der Demokratischen Union (PYD) steht; ein Ableger der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) in der Türkei.

Die PYD kontrolliert die Region seit dem Abzug der syrischen Regimetruppen aus dem Gebiet im Jahr 2012 und betreibt eine lokale Verwaltung mit Gerichten, Gefängnissen und polizeilichen Kräften. Die Region wird militärisch von den Volksverteidigungseinheiten (YPG) kontrolliert, einer hauptsächlich kurdischen Miliz in Syrien und Hauptbestandteil der SDF.