Bewegungen griechischer Tanker zeigen auf, wie mitten im Ukraine-Krieg trotz Sanktionen der EU fossile Brennstoffe aus russischen Häfen transportiert und umgeschlagen werden.
Laut dem Handelsblatt entwickeln sich die griechischen Reeder zu Protagonisten des Ukraine-Krieges, die allerdings von einem „doppelten“ Spiel und „Schlupflöchern“ spricht, die es ihnen erlauben, zugunsten Putins zu agieren.
Während die Menschheit Wege findet, sich in neue Krisen zu stürzen, sei es in der Ukraine oder im Nahen Osten, regiert und beherrscht die griechische Schifffahrt die Welt. Schiffe unter griechischer und zypriotischer Flagge, durchflügen die Weltmeere auf der Suche nach Ladung und Abnehmer.
Der Handelsblatt erwähnt in seinem Bericht besonders den bekannten griechischen Reeder George Prokopiou, dem die Reederei Dynagas gehört. Prokopiou gilt in Deutschland mittlerweile als Heilsbringer. Wenn im nächsten Winter die Heizungen in den deutschen Wohnungen nicht ausgehen, dann liegt es am griechischen Reeder Prokopiou.
Am 5. Mai unterzeichnete der Reeder Prokopiou mit Bundesfinanzminister Robert Habeck in Wilhelmshaven einen Vertrag über die Charterung von zwei Tanklagerschiffen bzw. stationären schwimmenden LNG-Terminals mit Regasifizierungsanlagen (FSRU). Die griechische Reederei wird der Bundesregierung die Schiffe „Transgas Force“ und „Transgas Power“ zu einem respektablen Preis anbieten.
Diese sollen Deutschland helfen, unabhängiger vom russischen Lieferanten Gazprom zu werden. „Ich freue mich sehr, den Übergang zu einer kohlenstoffärmeren Zukunft unterstützt zu haben“, sagte der 76-Jährige griechische Reeder bei der Vertragsunterzeichnung. Aber der Tycoon, der auf seiner 106-Meter-Yacht „Dream“ lebt und arbeitet, helfe nicht nur Deutschland, sondern laut Handelsblatt auch dem russischen Präsidenten Wladimir Putin.
Demnach transportieren Prokopiou und andere griechische Reeder mit ihren Tankern russisches Öl und Erdgas über die Weltmeere und helfen damit dem Kreml, seine Kassen zu füllen und den Krieg in der Ukraine fortzusetzen. Reeder aus Zypern und Malta machen genau die gleiche Arbeit, so der Handelsblatt.
Nach Recherchen der Nichtregierungsorganisation Global Witness, die sich auf Daten des US-amerikanisches Dienstleistungsunternehmen Refinitiv - das Wirtschaftsdaten aufbereitet - stützen, beförderten Tanker von griechischen, zypriotischen und maltesischen Reedereien vor Beginn des Krieges in der Ukraine etwa ein Drittel der Ölexporte aus russischen Häfen. Bereits im Mai, also wenige Wochen nach Beginn des Ukraine-Krieges, beförderten Schiffe aus diesen drei EU-Staaten bereits über 50 Prozent der Ölexporte.
Laut Global Witness haben griechische, zypriotische und maltesische Tanker seit Beginn des Krieges in der Ukraine bis Ende Juni 178 Millionen Barrel russisches Öl im Wert von 17,3 Milliarden US-Dollar transportiert. Laut dem Handelsblatt gebe es eine Lücke bei den EU-Sanktionen, die die europäischen Reedereien ausnutzen würden.
Unter den griechischen Reedern befinden sich auch Unternehmer wie Evangelos Marinakis, Giannis Alafouzos oder Vardis Vardinogiannis, die, während sie gegen Putin wüten, sein Öl über die Weltmeere befördern.
Die griechische Schifffahrt dominiert weltweit beim Transport von fossilen Brennstoffen. Laut dem jüngsten Bericht der Hellenic Shipowners Association befinden sich 30 Prozent der weltweiten Öltankerflotte (gemessen an der Tonnage) in griechischer Hand. Was Flüssiggasladungen (LNG) betrifft, kontrollieren griechische Reeder 22,35 Prozent der weltweiten Schiffstonnage. Nach Angaben der Reederei Poten sind von den 733 LNG-Tankern weltweit 156 im griechischen Besitz.