Die Europäische Union zeigt sich sichtlich verärgert darüber, dass die Organisation der Turkstaaten dem Nordteil Zyperns den Beobachterstatus verliehen haben, womöglich den Boden für die internationale Anerkennung der Türkischen Republik Nordzypern vorantreibt. Und das ist gut so!
Narzissten unter sich
Der europäische Traum dreht sich zwar immer um die Überwindung von Nationalismus und Krieg, aber genaugenommen ist es eine Blase, innerhalb dessen dieser Traum verwirklicht wird, während man außerhalb dessen Nationalismen fördert, Kriege entfacht, Souveränitäts- und Menschenrechte mit Füßen tritt.
Frechheit siegt?
Einst waren Griechenland und Zypern außerhalb dieser Traumblase, aber Frechheit siegt bekanntlich. Die nationalistischen Griechen und die Militärjunta des Mutterlandes Griechenland wurden frech, die Leidtragenden waren und sind es bis heute, die Inseltürken.
Frech waren die Inselgriechen auch während des Referendums über den UN-Wiedervereinigungsplan für Zypern, dem Annan-Plan. 2004 wurden die Inselbewohner, rund 450.000 Zyperngriechen und 120.000 Zyperntürken dazu aufgerufen, die blutige Vergangenheit zu vergessen, in eine friedliche Zukunft zu blicken.
„Oxi" und „Evet"
Während die Zyperngriechen mit überwältigender Mehrheit mit „Oxi" stimmten, setzten die Zyperntürken ihr Kreuz auf „Evet". Offensichtlich hielten die Inselgriechen nichts vom Frieden und Einheit, während die Inseltürken vergeben und vergessen wollten.
Belohnung: EU-Aufnahme des Südens
Es gab auch Konsequenzen zum Ausgang des Referendums. Einerseits von den Vereinten Nationen, die das „Nein" der Inselgriechen unbegreiflich fanden und den Kopf in den Sand steckten. Andererseits von Europa, die das überaus gut verstehen konnte, und deshalb auch gleich mit der beschleunigten Aufnahme Südzyperns in die EU begann.
Seit 1960 nur Stress mit den Griechen
Nach 1960, also mit der Unabhängigkeit von der britischen Kolonialmacht, hatte die griechische Mehrheit offensichtlich erhebliche Probleme mit dem Demokratieverständnis und den Schutzrechten der türkischen Minderheit, weshalb man begann sie auszuhebeln. Und weil man das offensichtlich nicht schaffte, nahm man die Hilfe Griechenlands an, die den Anschluss an das Mutterland propagierte.
Garantiemacht setzt ethnischen Säuberungen ein Ende
Nach mehr als einem Jahrzehnt blutiger ethnischer Säuberungen und dem griechischen Putschversuch marschierte die Garantiemacht Türkei in den Nordteil der Insel. Danach bewegte sich bei den Konfliktparteien zunächst einmal nichts mehr. Bis, ja bis die Vereinen Nationen ihren hart erarbeiteten Wiedervereinigungsplan vorlegten und die Europäische Union beschloss, zum 1. Mai 2004 die Insel in die EU aufzunehmen. Eine Insel, die damals noch ein Konfliktherd war, sollte also entgegen der EU-Aufnahmekriterien, dennoch aufgenommen werden.
Türkischen Republik Nordzypern kommt
Die EU beschloss faktisch, die Insel als souveränen Staat anzuerkennen, ohne dabei die Inseltürken zu berücksichtigen. Dabei meinte man wohl auch noch frech, dass die offizielle Anerkennung der „Türkischen Republik Nordzypern“ ausgeschlossen bleibt.
Daher rührt der kalte Wind, deshalb fällt die derzeitige Kritik der EU gegen den Beobachterstatus der Organisation der Turkstaaten auch so heftig aus. Aber war es nicht die EU selbst, die sich eine akute Krise, eine freche griechische Mehrheit ins Haus aufnahm?
Wieso die Einigungswilligen außen vor gelassen wurden, während die Einigungsunwilligen bis heute gehätschelt und getätschelt werden, erschließt sich bis heute weder der Türkei, noch den Turkstaaten und vielen anderen Staaten der Welt. Gerade deshalb ist der jetzige Schritt die richtige, den Boden dafür zu ebnen, dass der Nordteil der Insel anerkannt wird. Schließlich hatte auch der damalige UN-Generalsekretär Kofi Annan ausgeschlossen, dass die Wiedervereinigungsbemühungen nach dem Referendum noch gelingen wird.
Die Insel bleibt geteilt, und das ist auch eine Lösung. Das bedeutet auch, dass die Bemühungen zur Anerkennung der „Türkischen Republik Nordzypern“ legitim und berechtigt ist. Da kann die EU derzeit noch so toben; angesichts der veränderten geopolitischen Lage ist es geradezu geboten, die Gunst der Stunde zu nutzen. Vielleicht beherzigen die Griechen auch mal ihren eigenes “Nein!”, was auf griechisch „Oxi“ heißt. Dieses Nein stand und steht heute als Nationalfeiertag (28. Oktober) für einen respektvollen Umgang mit den Nachbarstaaten und der Nicht-Einmischung. Also, mischt euch nicht mehr ein, und alles wird wunderbar!