Flüchtlings-„Karawane“ Richtung EU

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Im Onlinedienst Telegram folgen einer syrischen Gruppe mit dem Namen „Friedens-Karawane“ inzwischen mehr als 120.000 Interessierte. Zuvor hatte die Organisation sich als syrisches Kollektiv kenntlich gemacht und syrische Flüchtlinge dazu aufgerufen, sich an der Karawane zu beteiligen und in Richtung Europäische Union aufzubrechen.

Das syrische Flüchtlingskollektiv hat sich offensichtlich in der Türkei organisiert und plant unter dem Motto „Friedens-Karawane“ in Richtung Europäische Union aufzubrechen. Im Onlinedienst Telegram wird seit Tagen dazu aufgerufen, sich an der Aktion zu beteiligen. Vor allem in der Türkei lebende syrische Flüchtlinge werden aufgefordert, sich an der „Friedens-Karawane“ zu beteiligen.

Mittlerweile wird die Kampagne auch auf Twitter über die Hashtags  #Convoy_the_light - arabisch #قافلة_النور - verbreitet. Syrische Aktivisten fordern in arabischer, türkischer und englischer Sprache die in der Türkei lebenden Flüchtlinge auf, sich an der „Friedens-Karawane“ zu beteiligen.

Darüber hinaus ruft man über Twitter derzeit verstärkt den türkischen Innenminister Süleyman Soylu auf, die Karawane ohne Behinderung in Richtung EU ziehen zu lassen. 

Der syrische Journalist Amro Refai, der unter anderem für das ZDF, SRF oder CNN berichtet, twitterte dazu, er befürchte, dass die „Karawane des Lichts“ sich zu einem dunklen Kapitel der Menschheit entwickeln werde. Laut Refai werde die europäische Frontex (Europäische Agentur für die Grenz- und Küstenwache) weder die verschlechternden Lebensbedingungen in Syrien, noch den zunehmenden türkischen gewalttätigen Rassismus gegen Syrer berücksichtigen.

Im syrischen Gouvernement Idlib kam es aufgrund der Appelle in sozialen Medien zu einer Menschenansammlung, die sich in Richtung Grenzübergang Bab al-Hawa / Cilvegözü aufgemacht hatten. Der Grenzübergang zwischen Syrien und der Türkei wird von syrischen Rebellenmilizen kontrolliert. Der Ansturm des Grenzübergangs wurde laut syrischen Beobachtern vorerst von Milizen der Haiʾat Tahrir asch-Scham abgewiesen. In einem Twitter-Beitrag erklärt ein syrischer Beobachter, wenn die Menschen in Idlib die Wahl hätten zwischen der Hölle und dem Verbleib in Idlib, würden sie wohl die Hölle wählen.

Die Türkei hat seit Beginn des Bürgerkriegs in Syrien vor elf Jahren rund 3,7 Millionen Flüchtlinge aufgenommen. Ein Abkommen mit der EU von 2016 sieht vor, dass die Türkei die Zahl der Flüchtlinge begrenzt, die über ihr Staatsgebiet in die EU kommen. Im Gegenzug erhält Ankara EU-Finanzhilfen in Milliardenhöhe.