Mansur Yavaş, Oberbürgermeister der Hauptstadt Ankara (CHP), gab am vergangenem Montag in einem Befreiungsschlag an, dass die Medienberichte über die Zahlung von 69 Millionen TL für die Feierlichkeiten zum Tag der Republik am 29. Oktober für das Ebru Gündeş-Konzert nicht richtig wiedergegeben worden seien: „Der Nettobetrag beträgt nicht 69 Millionen TL, sondern 44.937.117 TL inkl. MwSt..“
Das heißt konkret, die Sängerin Ebru Gündeş hat nicht die vollen 69 Millionen TL einkassiert, sondern nur rund 16 Millionen TL. All seine Kritiker können sich jetzt nach dieser Standpauke still hinsetzen und in sich gehen...
Da wären aber noch weitere 19 Konzerte mit "Top"-Sängerinnen und Sängern sowie Bands, allein im Jahre 2024. Macht in 6 Jahren Regierungszeit von Yavaş allein in der türkischen Hauptstadt bei diesem Tempo an Konzerten rund 120 Konzerte. 6 Jahre, in der die Hauptstadt unter Mansur Yavaş Milliarden ausgab, um die städtischen Brot und Spiele aufrechtzuerhalten?
Für eine sozialdemokratisch-republikanische Partei wie die CHP eigentlich ein Armutszeugnis...
Vor allem für jemanden wie Mansur Yavaş, der vor Amtsantritt versprach, überall den Rotstift anzusetzen, damit die Hauptstadt und damit das Volk aufatmen kann.
Mit 69 Millionen TL, von denen rund 45 Millionen TL für das ganze drum rum des Konzerns ausgegeben wurden - Bühnenaufbau, Personal etc. - , hätte man z. B. zwei Jahre lang die TÜBITAK (Türkische Anstalt für Wissenschaftliche und Technologische Forschung mit Sitz in Ankara) unterstützen können, in der junge Menschen in Projekten Forschung betreiben und Ideengeber für innovative Produkte wären.
Mit diesem Betrag hätte man zeitgleich rund 250 Studierende fördern, rund 40 Hochschullehrer, wissenschaftliche Expertisen und über 100 Rechner mitfinanzieren können. Der Mehrwert wäre exponentiell, während mit einem Konzert der reale Gewinn gleich null ist.
Jetzt werden einige raunend in den Raum werfen, dass wäre nicht die Aufgabe einer Stadtverwaltung. Ja, stimmt, aber ist es die Aufgabe einer Stadtverwaltung, Rock- und Popstars durchzufüttern?
Gibt es eigentlich keine Mitte?
Ist ja nicht so, dass den Universitäten oder Forschungsanstalten wie der TÜBITAK von Amtswegen keine Kostengrenzen gesetzt werden. Im Gegensatz dazu gibt es offensichtlich kein Limit für Ausgaben, die Konzerte, vor allem Musikstars betreffen.
Dann sollen doch bitte schön diese Sängerinnen und Sänger nicht mit öffentlichen Mitteln verköstigt werden, sondern von Unternehmen oder Stiftungen ihren Lohn und Brot erhalten.
Das ziemt sich nicht, für eine angeblich sozialistisch-republikanische Partei und den sozialistisch bis links-veranlagten Sängerinnen und Sängern, die sich zwar mit öffentlichen Mitteln finanzieren lassen, von Hunger und Elend unter dem Volk schwafeln, aber bei Reformansätzen zu Steuereinnahmen wie der Kreditkarten-Jahresgebühr für die Finanzierung des Wehretats demonstrativ dagegenstellen und dennoch ausgiebig davon profitieren wollen.
Das nennt man im türkischen Volksmund, je nach Wind die Fahne neu auszurichten.