In der türkischen Küstenstadt Amasra am Schwarzen Meer erinnert eine Ausstellung an den Befreiungskrieg der Türkei vor 100 Jahren. Amasra spielte bei dem Unabhängigkeitskampf der Türken eine herausragende Rolle.
In einem Festakt eröffnete die Provinzgouverneurin von Bartın rechtzeitig zum 30. August eine Ausstellung über den Befreiungskrieg der „Schwarzmeerflotte im nationalen Befreiungskampf“ der Türkei. Hier werden für geraume Zeit in einer restaurierten Kirche innerhalb des Burginneren Exponate ausgestellt, die beim Befreiungskampf zwischen 1919 und 1923 eine maßgebliche Rolle spielten.
Die Ausstellung wurde in einer byzantinischen Kirche aus dem 9. Jahrhundert in der Stadt Amasra im Kaleiçi-Viertel zum 100-jährigen Jubiläum des Tags des Sieges eröffnet. Früher wurde die Kirche als Moschee genutzt, 1968 aufgrund eines Erdbebens jedoch aufgegeben, bis das türkische Kulturministerium die verfallene Kirche restaurierte und es in eine Perle der farbenfrohen Küstenstadt verwandelte.
Bei den ausgestellten Exponaten handelt es sich unter anderem um Schiffe und Flugzeuge, die während des Befreiungskampfs eingesetzt wurden und jetzt im kleineren Maßstab dem Publikum vorgestellt werden. Die Hälfte der Schiffs- und Flugzeugmodelle wurde von lokalen Handwerkern nach historischen Zeichnungen aus Archiven und Militärmuseen aufgebaut. Ein weiterer Teil wurde nach erhaltenen Fotografien und technischen Vorgaben nachgebaut, die von Restauratoren und Historikern bei Recherchen in verschiedenen Quellen, einschließlich russischer Quellen, ermittelt werden konnten. Insgesamt präsentiert die Ausstellung 15 Modelle von Schiffen und Flugzeugen.
Amasra war vor über 100 Jahren einer der wichtigsten Knotenpunkte am Schwarzen Meer, die die Sicherheit der Waffenlieferungen aus Istanbul, aber vor allem aus Russland in die türkischen Häfen gewährleistete. Laut dem Leiter der Abteilung für Kultur und Tourismus der Provinz Bartın, Hasan Kerim Şenyurt, begannen die ersten Lieferungen an Waffen und Munition über den Schwarzmeer-Stützpunkt Amasra Anfang 1921, wo zeitgleich auch eine Militärbasis errichtet wurde. Dieser Stützpunkt sollte gewährleisten, dass die gelieferten Waffen und Munitionen sicher in das Kernland gelangen, um die türkische Befreiungsarmee zu versorgen.
Amasra war somit beauftragt, jegliche Bedrohung vom Meer wie auch von Land abzuwehren, die von den Alliierten sowie der griechischen Expansionsarmee ausging. So sicherte dieser Hafen den Empfang von geschmuggelten und russischen Waffen und von hier aus wurden Aufklärungsflüge mit Militärflugzeugen durchgeführt.
Laut Şenyurt wäre ohne die Unterstützung Sowjetrusslands die alliierte und griechische Militärmacht, die über Anatolien hereinbrach und das Land praktisch zerstückelte, kaum alleine zu bewältigen gewesen. „Das ist das zweite Stadtmuseum nach dem archäologischen Museum in der Innenstadt“, erklärte Şenyurt sichtlich stolz bei der Eröffnungsrede. „Und wir sind besonders froh, dass wir die Eröffnung zeitlich auf den 100. Jahrestag unseres Sieges über die griechischen Invasoren in der Schlacht von Dumlupınar legen konnten.“ fügte er hinzu.
Fast die ganzen Kernstadtbewohner kamen zur Eröffnungsfeier, bei der auch die Provinzgouverneurin Dr. Nurtaç Arslan beiwohnte. Nach einer emotionalen Rede von Arslan durchschnitt man das blaue Band und eine neue Touristenattraktion der Stadt war eröffnet.
Amasra ist eine kleine malerische Stadt mit etwas mehr als 6.000 Einwohnern, die während der Touristensaison anwächst und sich verdreifacht. Es besitzt jedoch eine einzigartige geografische Lage - es befindet sich nämlich auf einer schmalen Landenge, die vom Meer umgeben ist. Die Stadt hat auch viele historische Denkmäler zu bieten. Insbesondere die Festung von Amasra wartet darauf, in die vorläufige Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen zu werden. Und, in diesem Sommer begannen die Ausgrabungen des antiken Amastris, der sagenumwobenen Stadt im Paphlagonien.
Vielleicht haben Sie schon von Ephesus, Bergama, Aphrodisias gehört, aber Sie haben bestimmt nichts von Amastrida gewusst. Bald wird die Welt eine Stadt sehen, die nicht weniger grandios sein wird wie die zuvor genannten archäologischen Stätten. Die Ausgrabungen dauern seit etwas mehr als einen Monat an und es wurden bereits so viel ausgegraben, darunter perfekt erhaltene antike römische Säulen, dass die Fachwissenschaft kaum aus dem Staunen kommt.