Türkei: Moodys hebt Wachstumsprognose an

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Moodys hat die Wachstumsprognose der Türkei hochgestuft. Während europäische Volkswirtschaften in die Rezession stürzen, zeigt sich die antizyklische und unorthodoxe Zinspolitik der türkischen Regierung davon unberührt.

Die US-amerikanische Ratingagentur Moody's hat die Wachstumsprognose für die türkische Wirtschaft auf 4,5 Prozent angehoben. Es ist nach der Prognose vom Juni mit 3,5 Prozent die zweite Korrektur infolge. Laut Moody's ist das Wachstum auf die Exporte und den Tourismus zurückzuführen, der durch den aktuellen Lira-Kurs zusätzlich angekurbelt worden sei.

In dem am Mittwoch veröffentlichten „Global Macro Outlook 2022-23 Report“ der Agentur geht auch hervor, dass die „starken Kreditimpulse, politische Maßnahmen zur Unterstützung von Mindestlohnanpassungen nach oben und eine lockere Geldpolitik“ den Binnenkonsum gestützt, den Exportkonsum befeuert haben.

Der aktuell niedrige Kurs der türkischen Lira habe sich zudem positiv auf die Exporte und den Tourismus ausgewirkt. Moody's geht davon aus, dass die Inflation in der Türkei bis Ende dieses Jahres auf 70 Prozent zurückgehen und bis Ende nächsten Jahres auf unter 40 Prozent fallen wird.

Laut Moody's nahm die Produktion in Schwellenländern wie der Türkei, Brasilien, Indien und Indonesien zu. Russlands Wirtschaft hingegen werde in diesem Jahr aufgrund der Sanktionen im Ukraine-Krieg voraussichtlich um 7 Prozent schrumpfen.

Anders als Brasilien hat die Türkei ihren Leitzins kontinuierlich herabgesetzt. Brasilien hatte mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie ihren Leitzins von 2 Prozent im August 2020 auf 12,75 Prozent im März 2022 angehoben. Auch Indien hatte zuletzt im September ihren Zinssatz von 4,90 auf 5,40 Prozent heraufgesetzt, während die türkische Zentralbank um einen weiteren Prozentpunkt auf 12,0 Prozent reduzierte.

Diese antizyklische und unorthodoxe Zinspolitik, die mit einer straffen Regierungsführung und dynamischer Wirtschafts- und Sozialpolitik vorangetrieben wird, zeigt ihre positiven Wirkungen. Die Mehreinnahmen, die in den Haushalt fließen, kommen wiederum dem Volk zugute. Mit schnellen und punktuellen Unterstützungsmaßnahmen, werden die Inflationssteigerungen abgefedert, wird der Binnenkonsum stimuliert.

Ein Grund für die positiven Auswirkungen der antizyklischen und unorthodoxen Zinspolitik ist, dass die Türkei als Nachbar der Europäischen Union als kürzeste Lieferkette den Bedarf unkompliziert und schnell decken kann. Der europäische Binnenmarkt kann das aufgrund der gestiegenen Inflation und Energiekosten sowie den gestiegenen Personalkosten selbst nicht mehr wirtschaftlich anbieten.