Ein schwedischer Schriftsteller mit ägyptischem Migrationshintergrund wollte vor der israelischen Botschaft in Stockholm eine Tora sowie die Bibel verbrennen. Die örtlichen Behörden gaben der Protestaktion anders als bei der Koran-Verbrennung keine Erlaubnis.
Laut der Erklärung des 34-jährigen Schweden wollte er diese Aktion durchführen, um eine Diskussion anzustoßen, berichten schwedische Medien unter Berufung auf die schwedische Zeitung Dagens Nyheter.
Die Protestaktion sollte heute auf dem Sergels-Platz im Stockholmer Stadtzentrum stattfinden, wofür der Mann die Demonstration am Donnerstag polizeibehördlich vorangemeldet hatte. Demnach wollte der Mann auf dem Platz die hebräischen Bibel sowie die christliche Bibel verbrennen.
Eigenen Aussagen zufolge finde der Mann die Aktion zwar selbst widerlich, aber angesichts der anhaltenden Koran-Verbrennungen habe er es satt, dass seine Steuergelder für Meinungs- und Demonstrationsfreiheit eines Rechtsextremisten wie Rasmus Paludan verwendet werden würden, ohne dass dabei eine Diskussion stattfinden oder diese Art von Protest sanktioniert werden würde.
Die Ankündigung in Schweden eine Tora zu verbrennen, sorgte vor allem Unmut bei der israelischen Regierung. Einer der am heftigsten reagierte war der israelische UN-Botschafter Gilad Erdan, berichtet die Nachrichtenseite Israel National News. Erdan forderte die schwedische Regierung auf, dem Treiben ein Ende zu setzen und einzugreifen. Mit „es ist schockierend. Es gibt einen Unterschied zwischen Meinungsfreiheit und einer schrecklichen Tat. Wo du eine Tora-Rolle verbrennst, verbrennst du Menschen“, reagierte der israelische Botschafter bei den Vereinten Nationen und erklärte des Weiteren: „Ich fordere die schwedische Regierung auf, einzugreifen und dieses schockierende Ereignis zu verhindern, und ab morgen werde ich den schwedischen Botschafter bei den Vereinten Nationen diesbezüglich kontaktieren.“
Laut einem aktuellen Beitrag des israelischen Botschafters Ziv Nevo Kulman auf Twitter, wurde der Aktion des Mannes ein Riegel vorgeschoben. Die angekündigte Protestaktion sei behördlich untersagt worden, so Kulman. Offensichtlich hatte die jüdische Gemeinde wie auch die israelische Regierung darauf hingearbeitet, die Demonstration in Stockholm zu verhindern.
שמחים שבעקבות פעילות השגרירות אל מול הרשויות השוודיות, ופעילות משותפת עם גורמים בקהילה היהודית המקומית - המארגנים הקיצוניים משכו את הבקשה לקיום ההפגנה בה תכננו לשרוף ספר תורה. https://t.co/a2xsGgRwhE
— Ziv Nevo Kulman 🇮🇱 (@zivnk) January 26, 2023
Vergangene Woche hatte der Politiker und Anwalt Rasmus Paludan vor der türkischen Botschaft in Stockholm ein Exemplar des Koran unter Polizeischutz verbrannt - nicht das erste Mal. Die schwedische Regierung bedauerte zwar die Verbrennungsaktion, berief sich aber auf die Meinungs- und Demonstrationsfreiheit, die in Schweden hochgehalten werde.
Die Grünen-Reichstagsabgeordnete Märta Stenevi hatte im schwedischen Fernsehen die Koran-Verbrennungsaktion trotz der großen Protestwelle in islamisch-geprägten Ländern verteidigt.
Trots stora protester i den muslimska världen försvarar MP:s språkrör @martastenevi Rasmus Paludans rätt att bränna koranen. Det säger hon i kvällens #30minuter. SVT Play 19.30. SVT2 22.00. pic.twitter.com/ykAmyWdV0U
— Anders Holmberg (@SVTHolmberg) January 26, 2023
Die Koran-Verbrennung hatte anschließend für Missstimmung bei der türkischen Regierung gesorgt, was zur Folge hat, dass die NATO-Beitrittsverhandlungen mit Schweden vorerst auf Eis gelegt werden. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg appellierte daraufhin an die Türkei, die Meinungsfreiheit eines europäischen Landes zu respektieren: „Die Meinungsfreiheit ist in allen Nato-Ländern ein hohes Gut“, so Stoltenberg.
Anschließend hatte sich der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu zu der Koran-Verbrennung geäußert, die am vergangenen Wochenende vor der türkischen Botschaft in Stockholm stattgefunden hatte.
Der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu hatte die Koran-Verbrennung vor der türkischen Botschaft als eine abscheuliche Tat und als ein Hassverbrechen bezeichnet. „Es ist ein rassistischer Akt. Niemand sollte versuchen, uns einzureden, dass dies Meinungsfreiheit sei“, erklärte Çavuşoğlu am Mittwoch. Çavuşoğlu betonte, dass es jetzt „sinnlos“ sei, sich mit Schweden und Finnland über den NATO-Beitrittsprozess erneut an ein Tisch zu setzen.