Die Kämpfe am Kernkraftwerk Saporischschja in der Ukraine gehen weiter. Nicht nur Präsident Wolodymyr Selenskyj warnt vor einer Atomkatastrophe, auch UN-Generalsekretär Guterres ist „zutiefst besorgt“. Der Chefkolumnist der russischen „Moskowski Komsomolez“, Michail Rostowski, fordert hingegen Hilfe vom türkischen Präsidenten Erdoğan.
Kämpfe um das Kernkraftwerk Saporischschja
Im Südosten der Ukraine, am Fluss Dnipro, sind die Kämpfe zwischen ukrainischen und russischen Truppen erneut aufgeflammt. Hier steht mitten drin auch das leistungsstärkste Kernkraftwerk Europas, das von russischen Truppen besetzt gehalten und kontrolliert wird: das Kernkraftwerk Saporischschja. Beide Seiten beschuldigen einander, das Kernkraftwerk selbst oder Nebengebäude des Komplexes mutwillig zu beschießen.
Internationale Sorgenfalten um Super-GAU
Laut offizieller Erklärung der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA zufolge, wurden mit dem Beschuss am vergangenen Freitag und Samstag alle Grundsätze der nuklearen Sicherheit verletzt.
Der Leiter des Nationalen Zentrums für Verteidigungskontrolle der Russischen Föderation, Mikhail Mizintsev, erklärte, dass im Falle eines Notfalls im Kernkraftwerk Saporischschja man von einer Folge globalen Ausmaßes ausgehen müsse, das Unfälle wie in Tschernobyl oder Fukushima deutlich übertreffen werde.
Dahingehend warnte auch UN-Generalsekretär Antonio Guterres vor einem Angriff auf das Atomkraftwerk: „Jeder Angriff auf ein Atomkraftwerk ist an sich selbstmörderisch.“
Gegenseitige Schuldzuweisungen zwischen Russland und der Ukraine
Laut dem Chefkolumnisten der russischen „Moskowski Komsomolez“, Michail Rostowski, gibt Russland der Ukraine die Schuld. Im Gegenzug macht die Ukraine Russland für den Beschuss verantwortlich. Der Westen unterstütze derweil die Ukraine, während die Internationale Atomenergiebehörde und die Vereinten Nationen UN sich um politische Korrektheit bemühen würden. Das mache sich insofern bemerkbar, als die IAEO sich bislang gegenüber der UN nicht durchsetzen könne, zur Kontrolle eine Delegation zu entsenden, so Rostowski in seiner Kolumne weiter.
Erdoğan soll zwischen Ukraine und Russland vermitteln
Rostowski meint, dass im Verlaufe des Ukraine-Konflikts sich nur ein ausländischer Politiker als beharrlicher und effektiver Vermittler erwiesen sowie alle erreicht und den Verhandlungsprozess nicht mittendrin aufgeben hätte. Das sei der „türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan.“ In Moskau werde ihm [soweit möglich] noch vertraut. Ihm werde [mit dem gleichen Vorbehalt] in Kiew und in westlichen Hauptstädten vertraut. Für Rostowski stellt sich daher die Frage, ob es Zeit wäre, Erdoğan ins Spiel zu bringen.
Erdoğan habe mit der Sicherstellung der weltweiten Weizen-Versorgung einen Erfolg eingefahren und das Problem um das Kernkraftwerk Saporischschja sei nicht minder wichtig, auch auf globaler Ebene. Vor allem die Türkei habe ein vitales Interesse daran, dass das Kernkraftwerk nicht zu einem Problem wird, gerade weil die Entfernung zwischen Saporischschja und Istanbul gerade mal 851 km betrage.