Syrien: Vergeltung nach Terroranschlag in Ankara

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Der türkische Außenminister Hakan Fidan hatte am vergangenen Mittwoch Vergeltungsschläge auf die Nachbarländer Syrien und Irak angekündigt. Am Donnerstag erfolgten erste massive Angriffe auf Stellungen der völkisch-kurdischen PKK sowie die Infrastruktur im Nordosten Syriens.

Fidan hatte in der gestrigen Presseerklärung auch alle beteiligten Dritten Parteien davor gewarnt, sich in der Nähe von potentiellen Zielen aufzuhalten, da sie legitime Ziele der türkischen Streitkräfte seien.

Offensichtlich hatte ein Militärkonvoi der russischen Armee diese Warnungen nicht ernst genommen und bewegte sich am Nachmittag in Richtung der Stadt Amude nördlich von al-Hasaka, wo zuvor aus der Luft und von Land erste potentielle Ziele von der türkischen Streitkräften beschossen wurden.

Bei den Luft- und Bodenschlägen am frühen Morgen wurde u.a. das Al-Sweidiyeh Ölfeld, die Al-Qahtaniyah-Ölquellen, das Oudeh-Ölfeld, das Rumeilan-Ölfeld wie das Ölfeld in Tishreen (al-Hawl) zum Teil erheblich beschädigt. Diese Ölquellen befinden sich auch im Gebiet, die unter der Kontrolle der US-Armee stehen.

Ferner wurde auch die Ölpumpstation Awda im Gebiet Al-Qahtaniyah, nördlich des Gouvernements Al-Hasaka aus der Luft beschossen. Die meisten Luftangriffe gehen dabei auf das Konto von bewaffneten unbemannten türkischen Drohnen aus, die auch zwei Kraftwerke in den Städten Qamischli und Amuda im Nordosten Syriens außer Betrieb setzten. Zudem feuerte die türkische Artillerie Dutzende Granaten auf Stellungen der YPG und SDF, den syrischen Ablegern der Terrororganisation PKK, die am 1. Oktober die Verantwortung für den Terroranschlag in Ankara übernahm.

Meldungen zufolge führte die türkische Luftwaffe auch Luftschläge auf Ain Issa im nördlichen Gouvernement ar-Raqqa sowie Tal Tamr nördlich von Al-Hasaka aus.

Unterdessen wurden nördlich von Aleppo im Sicherheitssektor türkischer Streitkräfte Artilleriebeschüsse auf türkische Stützpunkte in Kaljibrin und Dabiq gemeldet. Weiteren Quellen zufolge beschossen Pro-Assad-Truppen mit Raketenwerfern die Stadt Nayrab, in der sich Militärstützpunkte der türkischen Armee östlich von Idlib in Syrien befinden. Als Vergeltung beschossen türkische Kampfjets Stellungen in den Städten Mayassa und der Umgebung von Al-Ziyara im nördlichen Umland des Gouvernements Aleppo. In den Reihen der Pro-Assad-Truppen in Stellungen in den Städten Mayassa und der Umgebung von Al-Ziyara im nördlichen Umland des Gouvernements Aleppo, soll es unbestätigten Angaben zufolge Verletzte und Todesopfer geben.

Die sofortige Vergeltung von Angriffen auf Stützpunkte der türkischen Streitkräfte in Nordsyrien, hat die stationierte US-Armee dazu veranlasst, alle Patrouille in sichere Stützpunkte zurück zu beordern.

In Ankara legte die amtierende Regierungskoalition ein neues Mandat vor, um den Auslandseinsatz in Syrien und im Nordirak zu verlängern. Man geht davon aus, dass das Mandat noch am Freitag vom Nationalparlament verabschiedet wird. Zum selben Zeitpunkt empfing der türkische Verteidigungsminister Yaşar Güler seinen irakische Amtskollegen Thabit Mohammed Al-Abbas in Ankara. Bei dem Besuch sollen die Themen Grenzsicherheit und grenzüberschreitender Terrorismus erörtert werden, heißt es in einer Stellungnahme des Verteidigungsministeriums.

Washington hat nach einer Bestätigung eines Abschusses einer türkischen Drohne offensichtlich die US-Armee angewiesen, ihre Stützpunkte in Nordsyrien nicht zu verlassen. Man stehe in Kontakt mit Ankara, aber die rote Linie um US-Stützpunkte habe sich merklich verschoben und angenähert, so Charles Lister, Experte für Syrien und die Bekämpfung von Terrorismus und Extremismus am Middle East Institute.