Wissen Sie, es passierten ja schon in der Geschichte der Türkei recht seltsame Dinge, und auch jetzt passieren merkwürdige Dinge, die wie ein Puzzle ineinander greifen.
Damals, nach der Republikgründung investierte, entwickelte, und baute man auch und dennoch endete dieser Fortschritt abrupt. Gegenwärtig entwickelt sich die Türkei erneut im rasanten Tempo und plötzlich erkennt man dieselben Vorboten, die auf ein Entwicklungsstopp hindeuten.
Mit Atatürk begann es, mit ihm endete es auch
Nach 1923 setzte Atatürk alles daran, das Land aufzubauen. Erstes und wichtigstes Etappen-Ziel war es unter anderem, die Eisenbahnstrecken des Landes wieder flottzubekommen. Danach war das nächste Ziel, das Streckennetz zu vergrößern. Bis 1935 wurden so über 4.100 km Gleise ertüchtigt, Brücken und Tunnels repariert. Weitere 2.500 km Gleisstrecke wurden zusätzlich gebaut.
Atatürk war nicht nur ein Stratege, sondern auch ein Visionär. Er wusste, mit Gleisen, die das gesamte Land miteinander verbindet, können Mensch und Material schneller von einem Eck ins andere verfrachtet werden. Dasselbe gilt auch für die Armee, die blitzschnell von ihren Kasernen in Krisenregionen entsendet werden können. Aber Atatürk wollte auch Unabhängigkeit erreichen, und so unterstützte er die freie Wirtschaft, setzte auf Wissen und Forschung.
Nuri Killigil, Şakir Zümre, Vecihi Hürkuş und Nuri Demirağ
Eine Person hob sich im Engagement für die junge türkische Republik besonders hervor, weshalb Atatürk dieser Person den Nachnamen Demirağ gab: Nuri Demirağ. Demirağ steht sinnbildlich für Eisenbahnnetz der Türkei.
Nuri Demirağ war aber nicht nur für das Streckennetz der Türkei von hervorragender Bedeutung. Er plante Mitte der dreißiger Jahre auch ein Brückenprojekt über den Bosporus, das auch Atatürk in seinen letzten Jahren überzeugte, die amtierende Regierung jedoch nicht.
Nu.D-36 sowie Nu.D-38
Als einer, der von der Unabhängigkeit der Türkei überzeugt war, stand Nuri Demirağ auch unbeirrt dahinter, ein Flugzeug zu bauen, der aus heimischer Produktion stammt. Er setzte alles daran, mit Finanzmitteln von weiteren Industriellen und Spenden vom Volk, eine Fabrik aufzubauen, ein Flugzeug zu entwickeln und in die Luft zu bringen. Bis 1938 baute er die Nu.D-36 sowie Nu.D-38, die türkische Luftfahrtbehörde bestellte gar mehr als 65 Flugzeuge.
Ära Demirağ endet abrupt
Dann, mit Beginn der Krankheit von Atatürk und dem Tod, endete die Erfolgsgeschichte von Nuri Demirağ abrupt. Nuri Demirağ wurde ein von der Luftfahrtbehörde angeforderter Testflug zum Verhängnis, als das Flugzeug nach der Landung auf dem Rollfeld in einen Graben landete. Der Graben war zuvor errichtet worden, um frei grasende Tiere abzuhalten, auf das Rollfeld zu gelangen. Zeugen zufolge war der Grund aber ein anderer.
Der Tod des Tespiloten dieses Testfluges, wurde Nuri Demirağ angelastet, es kam zu juristischen Spitzfindigkeiten, bei der er schuldig gesprochen wurde. Das Projekt musste von Nuri Demirağ insgesamt und plötzlich eingestampft werden, weil die Regierung auch vom Kaufvertrag zurücktrat und ein Gesetz herausbrachte, dass Nuri Demirağ untersagte, Flugzeuge ins Ausland zu verkaufen.
Türkei setzt lange Zeit auf Betonköpfe statt auf kluge Köpfe, wie Atatürk forderte
Danach kam merkwürdigerweise lange Zeit lang kein Industrieller oder Unternehmer mehr auf die Schnapsidee, ein Flugzeug zu bauen, geschweige denn, ein Auto. Stattdessen wurde nach dem Tod von Atatürk Beton in Formen gegossen und überall aufgestellt: Atatürk-Büsten.
Merkwürdigerweise wirft dieselbe Mentalität der amtierenden Regierung stets vor, Wissen und Forschung vernachlässigt zu haben, während sie selber weiterhin Büsten enthüllen und Visionären oder Unternehmensführungen vorwerfen, mit Entwicklungen zu prahlen, die das Land nicht weiter bringen würden. Und dann kommt jemand, der die Visionen Atatürks revolutioniert.
Ja, Özdemir Bayraktar, der die Bühne 1984 betrat und die Baykar Makina gründete, um mit einer einzigen Fräsmaschine als Automobilzulieferer anzufangen. Gemeinsam mit seiner Ehefrau, die Informatikerin ist, verfolgte er dabei auch die Vision, ein unbemanntes Luftfahrzeug zu entwickeln. Zwischen 2005 und 2009, nach Jahren der Entwicklung und Rückschlägen, stellte Bayraktar dann sein erstes unbemanntes Luftfahrzeug dem türkischen Militär vor, um einen Auftrag zu erhalten.
Was Demirağ widerfuhr, muss Bayraktar ebenfalls mitmachen
Was einst Nuri Demirağ widerfuhr, spürte nun auch die Familie Bayraktar, wie in dieser Woche der Sohn von Özdemir Bayraktar, Haluk Bayraktar, gegenüber der Habertürk in einem Interview zum Ausdruck brachte. Es musste offensichtlich erst der Kragen platzen, bis die Brüder mit einigen Botschaften klarmachten, wie sehr sie auf Hindernisse gestoßen seien.
Haluk Bayraktar und Selcuk Bayraktar wurden während eines Testflugs Zeugen eines Sabotage-Aktes. Obwohl das unbemannte Luftfahrzeug die gesamten geforderten Mindeststandards des Militärs während des Testflugs erfolgreich absolviert hatte und in der Nacht erfolgreich auf der Piste landete, erhob ein Militärangehörige Einspruch. Das Flugzeug sei nicht von alleine, sondern von außen gesteuert zur Landung gebracht worden. Dieser Mann setzte somit durch, dass dieser Testflug nicht abgenommen werden konnte.
Bayraktar ist weltweit kein unbekanntes Unternehmen
Gegenwärtig steht Bayraktar für den Erfolg der türkischen Ingenieurskunst, der weltweit Bekanntheitsgrad erlangt hat. Der Name auf den Flugzeugrümpfen wurde in Libyen gesichtet, drehte über Bergkarabach seine Runden, sorgt unter feindlichen Linien über den besetzten ukrainischen Gebieten für Angst und Schrecken und ist ein PKK-Schreck.
Opposition steht kommentarlos da
Aber merkwürdigerweise wird dieser Erfolg von der Opposition nicht beachtet, gar ins Lächerliche gezogen. Einzelne Oppositionelle wetterten bereits vor den ersten Flugversuchen der TB-2 oder Kızılelma, dass die Räder proportional unterdimensioniert seien und daher nicht abheben, geschweige denn damit fliegen und landen könnten.
Andere warfen Bayraktar vor, von der amtierenden Regierung bevorzugt behandelt worden zu sein, weil sie mit dem Präsidenten verwandtschaftlich verbunden seien. Das heißt, unrechtmäßig finanzielle Mittel erhalten zu haben. Keiner dieser Oppositionellen hatte sich jedoch selbst davon überzeugen wollen, was das Flugobjekt zu leisten imstande ist, niemand wollte sich an diesen Entwicklungen politisch profilieren. Niemand sah es für erachtenswert, nach erfolgreichen Testflügen, erfolgreichen Einsätzen im In- wie Ausland oder bei Vorstellungen von Weiterentwicklungen, dem Unternehmen zu beglückwünschen, weder von Angesicht zu Angesicht, noch telefonisch.
Ausländische Interessenten stehen Schlange
Stattdessen kamen ausländische Staatsbeamte aus dem afrikanischen Raum, aus dem Nahen Osten, sogar aus Russland, um die Bayraktar-Drohnen zu sehen oder Kaufverträge abzuschließen. Staatsoberhäupter hefteten Orden an die Jacken der Gebrüder Bayraktar. Offensichtlich sind all diese Staaten und deren Experten nicht imstande, zu erkennen, ob dieses Flugobjekt fliegt und ihnen von Nutzen ist, wie es unter anderem der oppositionelle Journalist Can Ataklı jetzt noch unterstellt.
Ali Babacan erhebt den erhobenen Finger gegen Bayraktar
Und dann kommt ein ehemaliger Minister und jetzige DEVA-Vorsitzende, Ali Babacan, und erklärt, der Bayraktar genau auf die Finger schauen zu wollen; weil diese unrechtmäßig Staatsmittel angeeignet hätten. Als das nicht greift, weil sich die Brüder Bayraktar energisch verteidigen und offenlegen, dass sie kein Cent angenommen, ja sogar auf Kredite verzichtet hätten, erklärt Babacan dann, er spreche dem Unternehmen den Erfolg ja nicht ab, aber die amtierende Regierung poliere sich mit diesem Unternehmen auf, weshalb man erst recht genau hinschauen sollte, was die Bayraktar da treibe - angeblich um den Wettbewerb in dieser Branche anzufachen.
Opposition nicht alleine: Auch PKK und Gülen-Sekte erheben den Finger
Seltsamerweise ist die Opposition derzeit nicht alleine bei ihrer relativ seichten, bisweilen harschen Kritik gegenüber der Bayraktar Technology. Auch Führungsköpfe der Gülen-Sekte im Ausland, erheben den Anspruch, Ungereimtheiten bei Bayraktar entdeckt zu haben, erheben sich erneut zu Anklägern und pochen auf Weiterverfolgung diverser Behauptungen, die ja von ihnen selbst aufgestellt werden. Offensichtlich soll das gesamte politische System damit in Verruf gebracht werden, um die Regierung verantwortlich zu zeigen und die bevorstehenden Wahlen zu ihren Gunsten zu beeinflussen.
Und die PKK? Die blieben auch nicht untätig. Der PKK-Schreck schaffte es dadurch gar bis nach Brüssel, wo die türkischen Kampfdrohnen plötzlich in einem schrägen Licht dargestellt wurden. Wohlgemerkt, in einer Zeit, in der die Kampfdrohne sich auch zum Russen-Schreck in der Ukraine gemausert hatte.
Wohl deshalb blieb das Raunen innerhalb der EU noch im Rahmen, um den Erfolg in der Ukraine gegen russische Angriffe nicht zu schmälern oder zu gefährden. Allein hier merkt man, wie unterschiedlich Brüssel die Drohneneinsätze auffasst. In diesem Sinne sind US-amerikanische MQ-1 Predator-Drohnen stets in guter Mission unterwegs; die demnächst von Europäischen Staaten eingekauften Drohnen werden stets für friedensstiftende Missionen eingesetzt; und die türkische Drohne, na ja, bei der muss man halt genauer unterscheiden, gegen wen sie eingesetzt wird: PKK oder russische Armee - Terrororganisation oder Armee eines souveränen Staates.
Die Geschichte hat uns gezeigt, dass die Unabhängigkeit des Landes, manche Kreise ziemlich gestört hat. Man muss das nicht konkretisieren oder ausweiten, weil diese Störung vor allem hörbar aus dem Inneren kam und allen anhand derer absurden Aussagen und Reden bekannt ist. Gegenwärtig ist es nicht anders. Es ist offensichtlich, dass die Bayraktar maßgeblich dazu beigetragen hat, dass die Türkei unabhängiger wird. Bayraktar hat auch dazu beigetragen, dass die Konkurrenz im Land nicht schläft und eigene bessere, hoch technisierte, einzigartige Entwicklungen hervorbringt. Dieser Entwicklungsvorsprung, den Bayraktar etabliert hat, hat auch zum Wettbewerb im Land geführt.
Wessen Interessen stehen denn im Vordergrund?
Genau das stört offensichtlich manche Kreise gewaltig. Diesmal aber nicht mehr das Militär, sondern vielmehr die Opposition selbst. Früher war das Militär der Schoßhund eines Bündnispaktes, deren Machenschaften zu Putschen führten, Entwicklungen, Demokratie und Unabhängigkeit verhinderten. Heute übernimmt diese Rolle die Opposition, die hinter dem Porträt Atatürks unablässig von Unabhängigkeit und damit Stärke, Frieden und Freiheit faselt, aber genau das Gegenteil unternimmt.
Die Geschichten von Nuri Demirağ und den Brüdern Haluk sowie Selcuk Bayraktar sollten uns stets daran erinnern, ein wachsames Auge zu haben, rechtzeitig zu reagieren und wenn es sein muss, aktiv zu werden, um die Unabhängigkeit und Würde des Landes zu bewahren. Wie es Mete Yarar (Ex-Militär und Experte für geostrategische Politik) erklärte, dürfen wir nicht tatenlos zusehen, wie ein erfolgreiches Projekt in Grund und Boden gestampft wird, weil es die türkische Unabhängigkeit weiter zementiert. Wenn ein Ankläger sich erhebt, müssen wir als Anwälte im selben Augenblick zur Stelle sein, womit Yarar oder Beyazıt Karataş recht haben.
Es darf nicht sein, dass die Türkei wieder mit Verträgen geknebelt wird, um dessen Interessen zu konterkarieren. Es kann nicht sein, dass das Land in einem Bündnis die Ostflanke sichern soll, dem aber Waffensysteme vorenthalten werden. Es ist auch absurd anzunehmen, ein Land könne unter anderem vom Ausland Panzer oder Flugzeuge kaufen und dabei zusichern, diese nur nach ihren Kriterien nutzen zu dürfen. Wer das befürwortet oder diesen Zustand beibehalten will, verfolgt die Interessen von Dritten, aber ganz sicher nicht die eines unabhängigen Landes.