Russland plant, noch in diesem Jahr chinesische Yuan und andere „freundliche“ Währungen wie die türkische Lira sowie die indische Rupie im Wert von 70 Milliarden US-Dollar zu kaufen, um die Aufwertung des Rubels zu bremsen. Dabei greift Russland auf seinen Staatsfonds zurück.
Laut russischen Medien ist der Kauf von Fremdwährungen „russlandfreundlicher Länder“ ein Beweis dafür, dass die russischen Währungshüter eine Abkehr von mehr als einem Jahrzehnt der Investitionen in US-Dollar und Euro vorhaben. Vor dem Hintergrund massiver Sanktionen westlicher Staaten, die von den Vereinigten Staaten und ihren Verbündeten aufgrund des begonnenen Angriffskrieges gegen die Ukraine aufrechterhalten werden, eine neue Wendung in der Geldpolitik Russlands. Nach der Meldung über die Kaufabsicht legten der chinesische Yuan, die türkische Lira und die indische Rupie zu.
Russischen Medienberichten zufolge wurde nach dem Angriff auf die Ukraine vom Westen etwa die Hälfte der 640 Milliarden US-Dollar an internationalen Devisenreserven der Russischen Föderation blockiert. Einem durchgesickerten internem Bericht zufolge sieht man in den jetzt anvisierten Fremdwährungen hohe Risiken. Angesichts der Situation, dass der Rubel aufgrund der lukrativen Öl- und Gasexporte immer weiter aufgewertet werde, müsse die russische Regierung 4,4 Billionen Rubel (etwa 70 Milliarden US-Dollar, rund 72 Milliarden Euro) für den Kauf „freundlicher“ Währungen bereitstellen.
Laut der russischen Chefökonomin der Moskauer Finanzgruppe BCS, Natalia Lavrova, könnte der Kauf von Fremdwährungen im Wert von 70 Milliarden US-Dollar zu einem Rückgang des Rubels von derzeit 60 auf 75 bis 80 pro US-Dollar führen. Dem Fahrplan zufolge, der zuvor von der russischen Regierung genehmigt wurde, ist geplant, den Yuan in 3–5 Jahren nach dem Kauf wieder zu verkaufen.
Lavrova zufolge, sei die russische Wirtschaft exportorientiert. Das bedeutet, dass die Staatskasse hauptsächlich durch Steuern auf Einnahmen aus dem Verkauf von Erdöl- und Erdgas-Ressourcen aufgefüllt wird. Derzeit habe dieser Sektor viel Geld in den Staatshaushalt gespült. Je niedriger der Wechselkurs der erhaltenen Fremdwährung jedoch sei, desto weniger Rubel erhalte der russische Haushalt in Form von Steuern, was schließlich zu einer Stagnation des Rubels führe.
Außerdem gibt es so etwas wie die „holländische Krankheit“. Dies ist ein wirtschaftliches Phänomen, bei dem High-Tech-Industrien in einem Staat, der stark auf den Export von Rohstoffen ausgerichtet ist, zu verfallen beginnt. So provoziert eine zu starke nationale Währung eine Stagnation in der Entwicklung neuer Technologien und zukunftsträchtige andere Bereiche der Wirtschaft.
Bereits am 12. August 2022 kündigte die russische Zentralbank in einem Bericht über ihre Geldpolitik für die nächsten drei Jahre erstmals an, dass das Land mit dem Kauf dieser drei Währungen beginnen könnte.
Die Chefin der Zentralbank, Elvira Nabiullina, warnte vor dem Kauf instabiler Währungen und befürwortete eine Rückkehr zum Sparen aus unerwarteten hohen Einnahmen aus dem Verkauf von Energien. Zuvor schlug die Zentralbank vor, dass die Regierung staatliche Unternehmen anweisen sollte, ihre Deviseneinlagen in Währungen der Länder zu transferieren, die "antirussische Beschränkungen" nicht unterstützen.