Die Meldungen darüber, dass die völkisch-kurdische PKK, ihre bewaffnete syrische Schwesterorganisation YPG und die vom Pentagon daraus formierte SDF Kindersoldaten rekrutieren, Zivilisten verhaften, Oppositionelle ermorden, reißen nicht ab. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte bestätigt beinahe täglich Fälle aus der Region, in der die „syrisch-kurdischen Kräfte“ die Kontrolle ausüben.
Seit 2011 gibt es das Syrische Netzwerk für Menschenrechte, kurz SNHR. Seit über 7 Jahren meldet diese in Großbritannien ansässige unabhängige Beobachtungsstelle auch Verbrechen der syrisch-kurdischen Kräfte, die in der Bürgerkriegsregion vorkommen und gemeldet werden konnten. Die Dunkelziffer der nicht gemeldeten Fälle dürfte laut Einschätzung der SNHR weit höher liegen. Dennoch ist das Interesse für massive Menschenrechtsverletzungen der syrisch-kurdischen Kräfte in den USA oder Europa nahezu gering.
Die SNHR hat sich in den Jahren einen Namen gemacht und innerhalb der weltweit agierenden Menschenrechtsorganisationen etabliert. Seit dem 26. Juli arbeitet die SNHR offiziell auch mit der renommierten Amnesty International AI zusammen, um gemeinsam Daten über Menschenrechtsverletzungen in Syrien abzugleichen.
AI hat selbst ein vitales Interesse daran, in Syrien Menschenrechtsverletzungen aufzudecken und aufzulisten. Hierbei richtet sich ihr Augenmerk auch auf die nicht staatlichen Akteure im Bürgerkriegsland. Vor allem die völkisch-kurdische Terrororganisation PKK, ihre bewaffnete syrische Schwesterorganisation YPG und die 2015 vom Pentagon daraus formierte Demokratische Kräfte Syriens SDF sticht bei Menschenrechtsverletzungen geradezu hervor.
Die Meldungen sind nicht neu, die letzten Jahresberichte der Menschenrechtsorganisationen AI und Human Rights Watch HRW während der letzten Dekade zeigen, dass die Vorwürfe gegen die völkisch-kurdischen Kräfte in Nordsyrien keineswegs nur eine Randerscheinung sind. Man spricht inzwischen von einem systematischen Vorgehen gegen Zivilisten, Oppositionelle oder christliche Minderheiten. Sie rekrutieren weiterhin gewaltsam Kindersoldaten, was bereits 2015 dazu führte, dass der UN-Sonderbeauftragte des Generalsekretärs in seinem Jahresbericht über Kinder und bewaffnete Konflikte, das Vorgehen der „syrisch-kurdischen Kräfte“ scharf verurteile und ein sofortiges Ende forderte.
Offenbar ist man in den Reihen der PKK, YPG, SDF oder dem politischen Arm PYD keineswegs bereit, die Berichte ernst zu nehmen, geschweige denn die Vorfälle abzustellen. Stets werden die Vorfälle konsequent geleugnet. Beinahe täglich berichtet die SNHR über Zwangsrekrutierungen von Kindern und Jugendlichen, die auf dem Heimweg oder beim Spielen geschnappt und in Trainingslager verschleppt werden. Dort werden sie im Umgang mit Waffen ausgebildet, werden mit einfachen Versprechen zum Kämpfen ermuntert.
Die Meldungen der SNHR von nur wenigen Tagen lesen sich zu Kindern und Jugendlichen deshalb wie folgt:
20. Juli - Die Demokratischen Kräfte Syriens SDF verhaften zehn Zivilisten, darunter ein Kind an einem SDF-Checkpoint in der Stadt Raqqa und bringen sie in ein unbekanntes Trainingslager. Am selben Tag wird einem anderen Bericht zufolge ein 22-Jähriger gegen seinen Willen an einem Checkpoint in der Stadt Tal Tamr nordwestlich des Gouvernements Hasaka festgenommen und in ein Trainingslager gebracht.
22. Juli - Ein sechzehnjähriger Junge aus dem Viertel al Mashlab in der Stadt Raqqa, wird von Angehörigen der Demokratischen Kräfte Syriens festgenommen, als er einen Kontrollpunkt im Viertel passiert und in ein Trainingslager im Gouvernement Raqqa verschleppt.
23. Juli - Ein 16-jähriger Jugendlicher aus der Stadt al Shaheil im östlichen Gouvernement Deir Ez-Zour, wird von Angehörigen der Demokratischen Kräfte Syriens festgenommen, als er einen Kontrollpunkt in der Stadt passiert. Er wird in ein Trainingslager verschleppt.
Neben Zwangsrekrutierungen von Kindern und Jugendlichen, werfen Menschenrechtsorganisationen den syrisch-kurdischen Kräften vor allem ethnische Säuberungen, Entführung von Notablen religiöser Minderheiten - darunter christlichen Minderheiten, Verfolgung der Opposition, Mord und Totschlag vor.
Die Meldungen der SNHR von nur wenigen Tagen lesen sich zu Entführung und Mord wie folgt:
11. Juli - Eine 32-jährige Lehrerin und ihr 38-jähriger Bruder aus dem Dorf Hasiya im Landkreis Ma'batli in den nördlichen Vororten des Gouvernements Aleppo werden von den Syrischen Demokratischen Kräften SDF festgenommen und an einen unbekannten Ort gebracht. Die Familie wird darüber weder informiert noch dürfen die Festgenommenen ihre Familienmitglieder kontaktieren. In 85 Prozent solcher Fälle spricht die SNHR von Folter und anschließendem gewaltsamen Verschwinden.
15. Juli - Ein 23-jähriger Mann aus der Stadt Hasaka wird von Angehörigen der Demokratischen Kräfte Syriens bei einer Razzia in seinem Haus im Viertel al Zuhour in der südlichen Stadt Hasaka festgenommen und an einen unbekannten Ort gebracht.
24. Juli - Mehrere Raketen der Demokratischen Kräfte Syriens treffen das Binnenflüchtlingslager Kuwait al Rahma südöstlich der Stadt Afrin in den nördlichen Vororten von Aleppo. Der Beschuss fordert ein Todesopfer und mehrere Verletzte.
25. Juli - Ein neunjähriges Mädchen wird von Milizen der Demokratischen Kräfte Syriens in der Stadt Manbidsch erschossen, als diese auf eine fliehende Person schieße.
25. Juli - Eine Zivilistin aus dem Dorf Tal al Damal im südlichen Gouvernement Aleppo wird bei einem Raketenbeschuss der Demokratischen Kräfte Syriens getötet.