Terroranschlag der PKK in Ankara und Verschwörungstheorien

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Am Sonntagvormittag vor der Eröffnung des türkischen Nationalparlaments nach der Sommerpause, verübte die völkisch-kurdische PKK einen Terroranschlag in der Hauptstadt Ankara. Die Oppositionspartei CHP säet derweil im Gleichschritt mit Parteinahen Medien weiterhin Gift des Misstrauens aus.

Beim Terroranschlag der völkisch-kurdischen PKK in der türkischen Hauptstadt Ankara am vergangenen Sonntag wurden zwei Sicherheitskräfte leicht verletzt. Sie hatten mit Erfolg die beiden Terroristen ausgeschaltet, die sich anschickten, die schwergesicherte Auffahrt ins Komplex des Innenministeriums im Regierungsviertel zu durchbrechen.

Einer der Terroristen löste offensichtlich noch beim Versuch die Absperrung zu überwinden eine Sprengstoffweste aus, während der andere Terrorist zuletzt einen russischen Raketenwerfer (RPO-A Shmel) abfeuerte.

Nur wenige Stunden später berichtete die PKK-nahe "Nachrichtenagentur" ANF, der Anschlag gehe auf das Konto eines "Fedai-Teams der Guerilla"; einer Splittergruppe der PKK. Dieses Terroristen-Team hatte in der Nacht zuvor einem Tierarzt in der Provinz Kayseri auf einer abgelegenen Straße aufgelauert, mit einem Genickschuss ermordet, dessen Fahrzeug entwendet, um nach Ankara zu gelangen und die Tat zu verüben.

Wer nun glaubt, diese schreckliche Tat trage eindeutig die Handschrift der PKK, die Berichte würden sich mit der Wahrnehmung decken und ergänzen, der irrt. Es gibt eine wackere kleine Gemeinschaft in der Türkei, die dieses deutliche Bild zu übertünchen versucht und daraus eine Verschwörung der Regierung spinnt.

Ist ja nicht so, dass uns das nicht unbekannt vorkommt. Europäische Medien sprechen in Zusammenhang mit der PKK und deren Terroranschlägen stets mit einem Unterton, der genau darauf abzielt. Der Dreibuchstabensalat wird als "Arbeiterpartei" deklariert, der Begriff Terrorismus in Gänsefüßchen gefasst, eine Minderheit herangezogen, deren Rechte mit Füßen getreten, sprich von der türkischen Regierung verfolgt werden würden.

Aber was das Ausland seit Jahren kann, ist im Inland zu einer Gefahr für die innere Sicherheit und Ordnung geworden. Am Sonntagabend moderierte sich Ayşenur Arslan in ihrer TV-Talkshow in der Halk TV um Kopf und Kragen, als sie meinte, die zwei (Terroristen) hätten eigentlich nichts angerichtet. Wer könnte sein Leben für nichts und wieder nichts opfern, erklärte Arslan und deutete unter Hinweis auf ihre Fantasie auf die Regierung.

Man muss das mal im Oberstübchen selbst durchspielen, was diese Knallerbsen von sich geben. Die meinen tatsächlich, die Regierung hätte diesen „Fedais“ die Waffen in die Hand gedrückt, den Sprengsatz um die Brust geschnallt und gebeten, sich doch aufopfernd in die Luft zu sprengen und den PKK-nahen Onlineportalen den Bären aufzubinden, im Namen der PKK gehandelt zu haben. Irre!

Nun wurde die TV-Talkshow von Arslan am Dienstag von der Halk TV abgesetzt, kurz nach dem die türkische Medienaufsichtsbehörde eine Untersuchung angekündigt hatte und ein hörbares kritisches Raunen durch die sozialen Medien ging. 

Cafer Mahiroğlu, Inhaber von Halk TV erklärte hierzu:

„Aufgrund unglücklicher Bemerkungen in der Live-Übertragung haben wir beschlossen, die Medya Mahallesi-Sendung einzustellen.“

Man muss dazu wissen, dass die Halk TV nach der Wahl 2023 von der CHP fallengelassen wurde; gerade wegen ihrer halsbrecherischen Berichterstattung, die zu dem bekannten Wahlergebnis führte.

Wer glaubt, damit wäre die Verschwörungstheorie aus der Welt, der irrt abermals. Prompt stellte sich kurz nach der TV-Sendung von Ayşenur Arslan der Sprecher der größten türkischen Oppositionspartei CHP, Faik Öztrak, vor dem Pult, um diese Verschwörungstheorie weiter zu spinnen: "Wenn der Palast in Bedrängnis ist, wird die Terror-Karte gezogen. Das ist noch frisch im Volksgedächtnis."

Damit hatte Öztrak einen neuerlichen Fass aufgemacht, der landauf landab für Verärgerung sorgte. Bemerkenswert ist, dass sogar das Fußvolk darauf nicht aufspringt und der Partei die rote Karte zeigt, weshalb ihm nun weitere Parteimitglieder beistehen und um Schadensbegrenzung bemüht sind.

Da springt Öztrak z. B. sein Parteikollege Barış Yarkadaş zur Seite, um vorzugeben, seine Aussagen seien von "Trollen" in sozialen Medien und von regierungsnahen Medien verfremdet worden. Zu dumm, dass die Rede von Öztrak visuell wie auch akustisch wiedergegeben wurde und Missverständnisse damit ausgeschlossen sind; Öztrak spricht nämlich klar und verständlich, was auch die eigene Wählerschaft verstanden hat und den Frust an ihm auslässt.

Der Ärger ist sozusagen vorprogrammiert, weil diesmal die Parteibasis selbst bei dieser Verschwörungstheorie nicht mitmacht. Sie spinnen sogar ihre eigenen Verschwörungstheorien zu Ungunsten des Parteichefs, die kurioserweise einleuchtend ist.

Angesichts der Bemühungen der Regierung eine neuerliche Reform an der Verfassung vorzunehmen, eine die auf 1921 zurückgehe, würden die Pleiten, Pech und Pannen des Oppositionschef Kemal Kılıçdaroğlu Fragen aufwerfen, so die eigenen kritischen Stimmen innerhalb der CHP-Wählerschaft.

Man muss dazu Wissen, Kemal Kılıçdaroğlu hat bereits mehrere Wahlen infolge verloren und beabsichtigt nicht, den Posten trotz anderslautender Bekundungen abzugeben. Sein politisches Treiben hat unter dem Wahlvolk auch den Eindruck erweckt, sich nicht konsequent genug von der PKK sowie der FETÖ zu distanzieren, selbst der Regierung mit einem desaströsen Wahlkampf zuzuarbeiten. Die Unkenrufe werden lauter, Kemal Kılıçdaroğlu strenge selbst eine Verfassungsreform an, die dem der Regierung gleiche.

Untermauert wird diese Verschwörung mit dem letzten Wahlergebnis, bei der die CHP seinen Oppositionsbündnispartnern als Gegenleistung Parlamentssitze für umme abgab. Diese Oppositionsbündnispartner sind nahezu alle von ehemaligen AKP-Mitgliedern gegründet worden und erzielten bei den Wahlen von 2023 gerade mal Promillepunkte.

Man munkelt daher, dass die CHP wissentlich und willentlich Parlamentssitze verschleuderte, damit diese Sitze sich verselbstständigen und bei der Verfassungsreform der Regierung zur nötigen Mehrheit verhelfen. Einer der Oppositionsbündnispartner, der ehemalige Außenminister Ali Babacan unter dem Erdogan-Kabinett, hat schon angedeutet, der Reform zustimmen zu wollen. Das ist doch interessanter und glaubwürdiger als die Verschwörung zum Terroranschlag, oder?

Übrigens, Ayşenur Arslan wurde gerade in Polizeigewahrsam genommen und wird von der Staatsanwaltschaft beschuldigt, Terrorismus zu verherrlichen. Die Oppositionsanhänger atmen auf.