In einem PKK-nahen Online-Portal übt ein Autor heftige Kritik am ehemaligen Co-Vorsitzenden der völkisch-kurdischen HDP, Selahattin Demirtaş. Hat Selahattin Demirtaş den Lackmustest nicht bestanden? Danach sieht es jedenfalls aus!
In einer Bewertung eines Autors einer PKK-nahen Online-Plattform, die für die Terrororganisation strategische Bewertungen vornimmt, kommt der ehemalige Co-Vorsitzende so gar nicht gut weg. Es ist sogar davon die Rede, dass Demirtaş von der PKK abgeschrieben worden ist.
Demirtaş hat es anscheinend geschafft, sich bei der Führung der PKK unbeliebt zu machen. So sehr, dass er sich in die Liste der Feinde der Terrororganisation PKK verewigt hat. Die eigene Partei HDP hat sich hierzu bislang nicht geäußert, schweigt eisern, was als Abwendung von Demirtaş betrachtet wird. Offensichtlich hat ihn nicht nur die PKK abgeschrieben, sondern hat sich auch die HDP von seinem ehemaligen Co-Vorsitzenden abgewendet und will ihm nicht solidarisch zur Seite stehen.
Was war passiert? Am 27. September bezog Demirtaş über das soziale Netzwerk Twitter Stellung zum Selbstmordanschlag der PKK in Mezitli, bei der ein Polizist getötet, ein weiterer schwer verletzt wurde. Darin verurteilte der völkisch-kurdische Politiker den „bewaffneten Angriff“ und verurteilte jede gewalttätige Handlung. Er stehe für eine demokratische Politik, was jeder so akzeptieren müsse.
Mersin'deki silahlı saldırıyı kınıyorum.
Siyasetin sorumluluğu, şiddet dışı çözümlerde ısrarcı olmaktır. Ölümleri durdurmaktır.
Şiddetin her türlüsüne karşı çıkacağız, demokratik siyasette ısrarcı olacağız. Bunun herkes tarafından net olarak bilinmesini isterim.
— Selahattin Demirtaş (@hdpdemirtas) September 27, 2022
Das kam offensichtlich bei der Terrororganisation PKK, die der HDP nahesteht, nicht mehr gut an, nachdem er 2012 noch davon sprach „Wir werden die Statue von Apo [ dem Führer der PKK, Abdullah Öcalan ] errichten“. Rund eine Woche später veröffentliche das sogenannte kurdische strategische Think-Thank „Lekolin“ die Äusserungen von Demirtaş. Von einer Liste ist dabei die Rede, in die sich Demirtaş damit selbst eingetragen habe; in die sogenannte Liste der „Verurteiler“ der Aktion, wie es heißt.
Darin heißt es weiter: „Selahattin Demirtaş steht auch auf der Liste der ersten Verurteiler der Aktion, die von zwei weiblichen Guerillas in Mersin-Mezitli durchgeführt wurde. Die Haltung und das Verständnis von Selahattin Demirtaş, die versuche, die Widerstandsfront zu schwächen und zu brechen, sind gelinde gesagt Heuchelei.“
In dem Artikel der Lekolin wird Selahattin Demirtaş die Rolle des Revolutionärs abgesprochen, weil er mit der Einstellung und dem Verständnis, die sogenannte Widerstandsfront durchbreche und schwäche. Es sei „gelinde gesagt, Heuchelei“, weil er sich mit dem Bedauern über den Angriff in Mezitli dem „Feind“ angenähert habe. „Demirtaş steht jetzt auch auf der Liste der Verurteilenden der Aktion“, die von „zwei Guerillakämpferinnen in Mersin-Mezitli“ durchgeführt wurden, heißt es in der Bewertung weiter.