Nach dem Selbstmordanschlag auf ein Wohnheim der Polizei in Mezitli in der Provinz Mersin, wurden am Mittwoch bei einer Razzia der Polizei 30 Personen, darunter Bedienstete des Rathaus von Mersin festgenommen.
In den frühen Morgenstunden durchsuchten laut Medienberichten rund 500 Beamte der Sondereinsatzkräfte der Antiterrorabteilung der Polizei sowie der Polizeidirektion Mersin Räumlichkeiten des Rathauses von Mersin sowie Wohnungen.
Dabei wurden 30 Personen festgenommen, darunter 17 Bedienstete des Rathaus sowie der Direktor der Presseabteilung des Oberbürgermeisteramtes. Ob die Razzia in Zusammenhang mit dem Selbstmordanschlag in Mezitli in Zusammenhang steht, dass wollte der Generalstaatsanwaltschaft von Mersin bislang nicht kommentieren.
Fest steht aber, dass die Razzia mit Ermittlungen zur Terrororganisation PKK sowie Koma Civakên Kurdistan KCK steht. Der Direktor der Presseabteilung, Bedrettin Gündeş, hatte eine lebhafte Vergangenheit, die wohl derzeit eine Rolle darin spielt. Bedrettin Gündeş war in den 1980er Jahren wegen Mitgliedschaft in der Volksbefreiungsarmee der Türkei (THKO) zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden.
2009 tauchte Bedrettin Gündeş erstmals wieder unter dem ehemaligen Bürgermeister der Stadt Akdeniz, Mehmet Fazıl Türk, auf. Türk wurde dreimal wiedergewählt, Ende 2016 vom Ant enthoben und ebenfalls im Rahmen der Ermittlungen gegen die PKK/KCK in Untersuchungshaft genommen. Gündeş gehörte auch dem Vereinsvorstand der NAR-DER in Mersin an, die im Rahmen der Anordnungen der Regierung nach dem gescheiterten Putschversuch Ende 2016 verboten wurde.
Am vergangenen Montag hatten Terroristen das Wohnheim der Polizei in der Stadt Mezitli angegriffen. Die zwei Frauen, die den Angriff führten, sprengten sich selbst in die Luft, als sie von zwei Polizeibeamten daran gehindert wurden, das Gelände zu betreten. Ein Polizist starb dabei, sein Kollege wurde verletzt.
Nach gesicherten Erkenntnissen stammt eine der Selbstmordattentäterinnen aus Mersin. Die 34-jährige Dilşah Ercan war zuvor als Journalistin der kurdischen Zeitung Azadiya Welat festgenommen und zu einer mehrjährigen Haft verurteilt worden. In einem Bericht der Oppositionspartei CHP, die in Zusammenhang mit festgenommenen Journalisten und Journalistinnen 2012 veröffentlicht wurde, wurde Dilşah Ercan ebenfalls erwähnt; mit dem Hinweis, dass sie wegen Mitgliedschaft in der PKK festgenommen und verurteilt worden sei.