Während in der Türkei keine einzige Seele daran glaubt, dass die NATO bei einem Angriff Israels auf die Türkei, den Bündnisfall ausruft und dem NATO-Mitglied beistehen wird, glaubt man in Israel tatsächlich, dass die Türkei genau auf diese NATO-Karte setzt. Eine Fehleinschätzung, dessen Sinn sich erst erschießt, wenn man den Anspruch des israelischen Premiers Benjamin Netanyahu versteht, der einer gesellschaftlichen Einheit und Disziplin frönt, die "Super-Sparta" heißen soll.
Nach dem israelischen Luftangriff auf Doha, der Hauptstadt Katars, verstärkt die Türkei ihre militärische Aufrüstung und Kapazitäten. Die türkische Besorgnis über israelische Angriffe auf ihr Territorium hat exponentiell zugenommen. Die türkische Besorgnis rührt nicht nur von Israels völkermörderischem Schlachten im Gazastreifen her, auch nicht vom Angriff auf Katar, sondern von der Besorgnis, dass das Land versucht, eine Pufferzone schwacher Länder um sich herum zu schaffen und Stück für Stück einzuverleiben. Diese Besorgnis teilt auch vollumfänglich die türkische Gesellschaft, was man anhand der fruchtlosen Bemühungen eines Arye Sharuz Shalicar, dem offiziellen Sprecher der israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF), erkennt. Seine frühe Fixierung auf türkischsprachige "Frontpropaganda" bei den Türken im In- wie Ausland, endete recht früh - offensichtlich wegen der bereits verfestigten Haltung der türkischen Gesellschaft.
In der türkischen Hauptstadt Ankara wird sich am kommenden Montag ein Gericht mit der Frage auseinandersetzen, ob während des 38. Parteitags Delegierte geschmiert wurden oder nicht. Es droht die Absetzung des Chefs der größten Oppositionspartei CHP, Özgür Özel.