Das staatliche kasachische Erdölunternehmen KazMunayGas (KMG) will mit dem aserbaidschanischen Staatsunternehmens SOCAR eine Alternativroute aushandeln, um den Verkauf von 1,5 Millionen Tonnen kasachischen Rohöls pro Jahr über die aserbaidschanische Baku–Tbilisi–Ceyhan-Pipeline (BTC) über den türkischen Mittelmeerhafen Ceyhan zu ermöglichen.
Laut NEX24 soll kasachisches Rohöl voraussichtlich ab September durch Aserbaidschans größte Ölpipeline bis an die Mittelmeerküste bei Ceyhan fließen. Kasachstan habe nach Alternativrouten gesucht, nachdem Russland die jetzige zu schließen gedroht habe, so drei mit der Angelegenheit vertraute Quellen gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.
Im Juli hatte ein russisches Gericht mit der Schließung der CPC-Pipeline gedroht, woraufhin die kasachische Regierung und große ausländische Produzenten seither notgedrungen andere Absatzmärkte suchen.
Am 5. Juli ordnete ein russisches Gericht an, den Betrieb der CPC-Pipeline für 90 Tage einzustellen, das den größten Teil des kasachischen Öls über den russischen Schwarzmeerhafen Noworossijsk exportiert.
Experten vermuten, dass der Grund für den Stopp des Öltransports die Äußerungen des kasachischen Präsidenten Tokayevs während des jüngsten Internationalen Wirtschaftsforums in St. Petersburg am 17. Juni waren. Hier hatte Tokayev erklärt, die selbsternannten Volksrepubliken Luhansk und Donezk in der Ukraine nicht anerkennen zu wollen.
Die Entscheidung des russischen Gerichts kam auch zwei Tage später, nachdem Präsident Tokajev dem Präsidenten des Europäischen Rates, Charles Michel, mitgeteilt hatte, dass sein Land bereit sei, mehr Öl in die EU zu liefern. Kasachstan liefert jährlich 67 Millionen Tonnen Öl über Russland nach Europa.
Die kasachischen Ölexporte machen derzeit mehr als 2 Prozent des Weltangebots aus, das sind etwa 1,4 Millionen Barrel pro Tag. Seit 20 Jahren werden sie durch die CPC-Pipeline (Caspian Pipeline Consortium) zum russischen Schwarzmeerhafen Noworossijsk befördert; einem Zugang zum Weltmarkt.
Weiteren Quellen zufolge könnten ab 2023 weitere 3,5 Millionen Tonnen kasachisches Öl pro Jahr über die zweite aserbaidschanische Pipeline zum georgischen Hafen Supsa gelangen.
Zusammen mit den Baku–Tbilisi–Ceyhan-Pipeline wird das Gesamtvolumen etwas mehr als 100 Tausend Barrel pro Tag oder 8 Prozent des CPC-Pipelines ausmachen. KazMunayGas und SOCAR hätten sich zu den Meldungen bisher nicht geäußert, so Reuters. Dank der Route durch Aserbaidschan wird Kasachstan in der Lage sein, das russische Territorium als Transitland zu umgehen.