Türkei - war es vor 2002 besser?

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Der türkische Industrie-, Wissenschaft- und Technologieminister Mustafa Varank macht erneut von sich Reden. In einem Beitrag auf Twitter hat Minister Varank gegen gerechnet, was die Menschen in der Türkei sich 2002 und 2022 leisten konnten bzw. können.

Immer wieder wird der Vorwurf laut, dass die Bevölkerung in der Türkei sich immer weniger leisten können. Das greift der türkische Industrie-, Wissenschaft- und Technologieminister Mustafa Varank immer wieder auf, um mit Beispielen aufzuzeigen, dass dem nicht so sei. 

In einem Tweet auf Twitter stellte Varank eine Gleichung auf, wonach sich die Bevölkerung 2002 mit dem damaligen gesetztlichen Mindestlohn 100 Liter Benzin kaufen konnten. 2022 seien es demnach bereits 270 Liter gewesen. 

Trotz Anhebung des Mindestlohns

In der Gleichung verglich Varank auch den Strompreis sowie den Gaspreis. Demnach erhielten Mindestlohnbeschäftigte für ihren Lohn rund 990 kWh oder konnten sich 390 Kubikmeter Erdgas damit kaufen. 2022 seien es bereits 3.800 kWh oder 1.165 Kubikmeter Erdgas.

Der gesetzliche Mindestlohn (Netto) betrug Ende des Jahres 2002 rund 250.875.000,- ₺ (Währungsreform-bereinigt 250,- ₺). 2021 betrug der Mindestlohn rund 2.826,- ₺. Im Januar dieses Jahres wurde der Mindestlohn gesetzlich auf 4.253,- ₺ angehoben. Juli 2022 erfolgte eine weitere Anhebung auf 5.500,- ₺ (Netto).

Benzin-Vergleich

Die steigende Inflation wirkt sich in diesem Jahr auf die Kaufkraft besonders stark aus. Konnte man sich Anfang 2022 mit dem Mindestlohn noch 330 Liter Benzin kaufen, konnte man sich im Juni damit nur noch 175 Liter Benzin anschaffen.

Um die Kaufkraft in der Türkei bezogen auf Benzin auf den Stand von 2021 anzuheben, müsste der gesetzliche Mindestlohn auf bis zu 8.900,- ₺ angehoben werden. Das ist eine Steigerung um 62 Prozent. Im Vergleich dazu: In Deutschland lag die unterste Lohngrenze bei 1.655,- Euro Brutto (bei 40 Stunden-Woche). Gegenwärtig sind  es 1.745,- Euro (Brutto). 2021 konnten sich deutsche Mindestlohnempfänger rund 950 Liter Benzin leisten. 2022 konnten sich die deutschen Mindestlohnempfänger trotz Anhebung der Stundensatzes auf 10,- Euro nur noch 820 Liter Benzin leisten. Um die Kaufkraft anzugleichen, müsste der Mindestlohn auf 1.850,- Euro angehoben werden (Netto), sprich rund 2.000,- Euro Brutto. Das heißt, zwischen 2021 bis 2022 hätten Mindestlohnempfänger eine Lohnerhöhung von rund 21 Prozent erhalten müssen, um keine Kaufkraftverluste zu erleiden.

Und wie sieht es beim Gold aus?

Die Feinunze Gold kostete 2002 rund 309,- US-Dollar (340,- Euro). Aktuell liegt der Goldpreis bei 1.750,- US-Dollar oder umgerechnet 1.758,- Euro - das ist eine Steigerung um 437 Prozent. Im Vergleich dazu: Im Jahre 2002 kostete die Feinunze Gold in der Türkei rund 564.800.000,- ₺ (2005 wurden im Zuge der türkischen Währungsreform sechs Nullen gestrichen). Gegenwärtig wird die Feinunze mit rund 6.800,- ₺ gehandelt. Das ist eine Preissteigerung von 1.145 Prozent.

Big-Mac-Vergleich

Im Big-Mac-Vergleich kostete der beliebte Burger in der Schweiz im Juli 2022 am teuersten ($ 6,71). In der Eurozone kostete ein Big Mac durchschnittlich $ 4,77, während es in der Türkei nur noch $ 2,68 gekostet hat und in Ungarn $ 2,65 kostete. Der Big-Mac-Index ist ein leicht verständlicher Indikator, der für den Kaufkraftvergleich von Ländern entwickelt wurde. Für den Preisvergleich wird der Preis für einen Big Mac in der jeweiligen Landeswährung zum aktuellen US-Dollar-Kurs umgerechnet.