Die deutsche Schriftstellerin Anna Yeliz Schentke hat in einem Debütartikel in der ZEIT Online ziemlich tief in die Trickkiste gegriffen. Beim Rundumschlag gegen die Türkei, die mit einem Vorspann über den gescheiterten Putschversuch einhergeht, werden die „Kurden“ zu Opfern, die „Unterdrücker“ zu Tätern erklärt.
Politroman Kangal und der 15. Juli 2016
In ihrem neuen politischen Roman „Kangal“ erzählt Anna Yeliz Schentke fiktiv eine Geschichte über ein junges Paar, deren Schicksal sich nach dem 15. Juli 2016 gravierend geändert hat. In den Rezensionen wird das Buch als spannend bis beeindruckend bezeichnet. Den Deutschen Buchpreis 2022 im Schlepptau, hat sich Anna Yeliz Schentke nun die Türkei zur Brust genommen, dem Urlaubsland, das dem Roman als Vorlage diente.
Türkei wirbt in Deutschland mit bunter Weltoffenheit für Urlaub
In ihrem Debütartikel auf ZEIT-Online zieht Anna Yeliz Schentke, wie schon im fiktiven Politroman „Kangal“ den Filzstift ganz dick entlang von Feindbildern, die genauso soziale Konstrukte sind, wie der Roman selbst fiktiv konstruiert ist.
Das geht einher mit der Absicht, selbst das Gute, das Gewissen und die rettende Hand zu sein, während man sich dem Gegenüber zwangsläufig distanziert gegenüber steht und die Kontrarolle zuweist. Weil die eigene Handlung aufgrund der Selbstdefinition per se nicht schlecht sein kann, ist die Türkei somit der sogenannte „Unterdrücker“ unter einer lustigen Oberfläche, die man als Urlauber gefälligst zu meiden habe.
Ausgangspunkt der sogenannten Unterdrückung ist also der gescheiterte Putschversuch, das laut Schentke mit Massenverhaftungen, drastischen Eingriffen und beschneiden von Grundrechten erfolgt. Offensichtlich meint Schentke, dass die Regierung bzw. die Justiz die Putschisten und deren Handlanger in Amt und Würden, in Gesellschaft und Prominenz, mit Wattebäuschen bewerfen und damit der Gerechtigkeit Genüge getan hätte.
Putsche sind etwas normales
Wie weltfremd muss man eigentlich sein? Seit 2013 bis aktuell kann man doch an der Ukraine beobachten, welche drastischen Einschnitte die Folgen sind, welche Grundrechte in der Ukraine beschnitten, welche Reaktionen seitens der Politik oder Gesellschaft im Hinblick auf die neue Situation gefordert werden. Herrscht in der Ukraine etwa ein Diktator, weil er die Separatistenhochburgen nicht anerkennt und unterdrückt?
Angesichts dieser völlig weltfremden Ansicht muss man in aller Deutlichkeit sagen, dass die Schriftstellerin, auch weil sie die Türkei seit 2015 nicht mehr besucht hat, schlicht keine Ahnung hat und aus der Magengrube heraus schreibt. Die Türkei, die 1960, 1962, 1963, 1971 und 1980 Militärputsche erlebt hat, 1997 eine militärische Intervention durchleben musste, verfolgt seit dem gescheiterten Putschversuch von 2016 die Putschisten und all ihre willfährigen Helfer selbst, die sich zum Teil ins Ausland abgesetzt haben.
Schentke hatte keines der Putsche miterlebt, die erfolgreich waren - dafür ist sie noch zu jung - und weiß nicht, was es bedeutet, nach einem Militärputsch auf der Verliererseite zu stehen, vom Selbstbestimmungsrecht abgeschnitten, entrechtet zu sein. Wären die Putschisten 2016 erfolgreich gewesen, wäre dieser Politroman nicht entstanden, würde Schentke heute keinen Buchpreis in der Hand halten. Der Grund? Schentke meint offensichtlich, über der Entscheidung des Volkes zu stehen, die diese Regierung nach dem 15.-16. Juli 2016 gewählt hat; samt kurdischen Wählern.
Es ist schon beinahe kriminell, mit welcher Energie man in Deutschland oder in Europa der türkischen Bevölkerung - samt ihren Minderheiten - ihr Selbstbestimmungsrecht in Abrede stellt oder abwertet. Mit welcher Energie man den wirklichen Ausdruck des Volkswillens kriminalisiert, dämonisiert und dabei auch noch mit Preisen und Geldern belohnt wird. Es ist wohl das ironische Schicksal der Türken, Kurden und der Türkei, für die Schentke`s in Deutschland und Europa für Populismus Spalier zu stehen und damit für Popularität zu sorgen.