Während des Imia-Streits zwischen Griechenland und der Türkei, sorgten die türkischen Medien geschlossen dafür, dass jede militärische Gegenreaktion auf den Titelschlagzeilen landete. Heute gibt es eine „oppositionelle“ Medienfraktion, die auf Krawall gebürstet ist.
Nach dem tätlichen Angriff auf den Vorstandsvorsitzenden der Hüseyin-Gazi Stiftung in Ankara, Ali Ayyıldız, der in einem alevitischen Cemevi erfolgte, besuchte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan das religiöse Haus am Aşure-Tag. Mehrere Dede´s aus allen Teilen der Türkei, die ebenfalls eingeladen wurden, sprachen während des Treffens mit Erdoğan.
Inzwischen hat man die Täter und Helfer der Attacke festgenommen, erste Geständnisse werden bereits medial breitgetreten. Kurzum, es war ein Mann aus demselben Cemevi, der irgendein Problem mit dem Vorstandsvorsitzenden selbst hatte. Für den Angriff hatte der Täter noch weitere Bereitwillige und Helfer aus dem eigenen Umfeld angeheuert.
In weiten Teilen der türkischen Medienlandschaft wurde die Geste von Erdoğan rundweg positiv bewertet. Dagegen hatte die sogenannte oppositionelle Tageszeitung Birgün nur den Blick dafür, weshalb Erdoğan den "Weg zum Cemevi" erst kurz vor den Wahlen fand. Die oppositionelle Evrensel forderte im Namen der Aleviten, sich "nicht erneut hinters Licht" führen zu lassen. Und die oppositionelle Sözcü wiederum wollte gar entdeckt haben, dass im Cemevi die Bilder von Hacı Bektaş-ı Veli, Atatürk und dem Propheten Ali vor dem Besuch des türkischen Präsidenten mit Deckfarbe überpinselt worden sei.
Dem widersprach zwar der Dede des Cem-Hauses in Ankara-Mamak vehement, hatten in der Zwischenzeit Influencer in sozialen Netzwerken mit Bildern längst widerlegt. Die Fake-Nachricht prangerte aber längst auf der heutigen ersten Seite der Sözcü.
Das sind die sogenannten oppositionellen Medien, die in der Türkei ja laut dem Westen unterdrückt werden.
Wie sich die Zeiten wandeln: Vor Jahrzehnten noch gaben sich die türkischen Medien die Klinke in die Hand, um das Volk gegen Griechenland bei Laune zu halten. Dazu reichte bereits die Meldung darüber, wie in einer Nacht- und Nebelaktion auf dem unbewohnten griechischen Eiland Imia als Gegenreaktion, das türkische Militär ein Fähnchen in die Höhe gehisst habe. Jahrzehntelang lauerten sich deshalb griechische und türkische Militärs gegenseitig auf, was hüben und drüben mit Stärke gegenüber dem anderen assoziiert wurde. Die Imia-Krise (Kartak-Krizi) ist ein Musterbeispiel dafür.
Heute könnte man meinen, dass die sogenannten oppositionellen türkischen Medien westliche Fähnchen auf dem türkischen Festland hissen, um ihr Klientel auf die Barrikaden zu bringen. Und das nicht einmal mehr in einem unbeobachteten Moment, sondern vor aller Augen.
Es ist gut, wenn die türkische Regierung nun per Gesetz die Daumenschrauben ansetzt und die Medien- wie sozialen Netzwerke unter die Lupe nehmen will.
Hier in Deutschland hat man mit dem Netzwerkdurchsuchungsgesetz I. und II. jedwede Betätigung in dieser Hinsicht quasi eingeschränkt. Das hat die türkische Regierung wenig später in abgeschwächter Form zwar übernommen. Jetzt ist es aber Zeit, das Gesetz zu verbessern um Fake-News mit drakonischen Strafen an den Kragen zu gehen; anders wird man dem nämlich nicht mehr Herr.
Nein, es läuft auch so schon ohne dieses Gesetz nicht gut für die Opposition, keineswegs. Was auch immer sie anfassen und über ihre Medien dem Volk vortragen, es geht geradezu stringent nach hinten los. Das ganze oppositionelle System läuft gerade aus dem Ruder, was sogar oppositionellen Fossilien wie Can Ataklı aufs Gemüt schlägt. Ataklı, selbst Journalist, forderte jüngst seine eigenen Reihen auf, doch endlich damit aufzuhören: "Olmuyor, olmuyor, olmuyor!" seufzte Ataklı in einem Video geradezu.