Das kleine ABC des Wohlfahrtsverbands Roter Halbmond

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Das Deutsche Rote Kreuz sah sich offensichtlich in der Verantwortung, dem Theater in der Türkei und in Deutschland in Zusammenhang mit dem türkischen Roten Halbmond Einhalt zu gebieten. Beide sind Teil der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung.

Lamya Kaddor, innenpolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, sprang auf die Hysterie genauso auf wie eine unbestimmte Anzahl der Bevölkerung der Türkei: Wie kann es sein, dass ein Wohlfahrtsverband wie der Rote Halbmond (Türk Kızılay), 2.056 Zelte an einen Wohltätigkeitsverein namens Abhap verkauft?

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Der Rote Halbmond selbst verkauft die Zelte nicht, sondern eine ihr angegliederte gemeinnützige GmbH (Kızılay Tent &Textiles), die diese wie auch andere Zelte herstellt.

Das Deutsche Rote Kreuz sah sich offenbar gezwungen, sich der aufkommenden Hysterie aufgrund einer deutschen Berichterstattung, zu stellen. Sie gab eine Erklärung ab, wie schon zuvor der Direktor des türkischen Roten Halbmonds Dr. Kerem Kınık ausführlich gegenüber der CNN Türk.

Wie aus der Presseerklärung des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) hervorgeht, unterhält der Rote Halbmond wie das DRK neben dem philanthropischen Teil auch ein Sozialunternehmen, die der Finanzierung humanitärer Aktivitäten dient.

Für ganz sture Köpfe erkläre ich das mal so: auch der Wohltätigkeitsverein Ahbap, unterhält ein Sozialunternehmen namens AhbapSu. AhbapSu verkauft Mineralwasser in unterschiedlichen Gebinden. Mit den Einnahmen aus dem Mineralwasser-Verkauf, refinanziert sich einerseits AhbapSu, andererseits fließt der Überschuss an die Ahbap selbst.

Es ist daher nicht verwunderlich, dass Ahbap stolz von sich gab, 100 LKW-Ladungen an Mineralwasser an den türkischen Filmproduzenten und Moderatoren Acun Ilıcalı verkauft zu haben, der diese Wagenladungen den Notleidenden und Helfern im Erdbebengebiet spendete.

Das heißt, ein Wohltäter musste bei einem Sozialunternehmen Mineralwasser erst kaufen, um sie dann in Eigenverantwortung in die Erdbebenregion transportieren zu lassen und als Spende an die Hilfsbedürftigen verteilen zu lassen. Man hätte doch genauso gut die Mineralwasser-Gebinde direkt in das Gebiet transportieren lassen können, ohne Zeit zu verschwenden und daraus Profit herauszuschlagen; so wie man es derzeit dem Roten Halbmond unterstellt.

Weshalb in der Türkei und inzwischen auch in Deutschland die Gemüter erregt werden, weil ein Wohlfahrtsverband bzw. dessen Sozialunternehmen im Erdbebengebiet ganze 2.056 Zelte von insgesamt mehr als 750.000 veranschlagten Zelten an die Ahbap zum Herstellungspreis verkauft hat, ist die eigentliche Frage, die man sich stellen sollte. Geht es hier tatsächlich nur um des Wohles der Notleidenden oder vielmehr um ganz persönliche Befindlichkeiten?